Zu: „Auf dieses Urteil warten viele Sparer“, vom 22. Februar
Für die Geldwirtschaft ist schon lange nichts mehr, wie es einmal war. Hätten sich Kanzlerin und Finanzminister in der Finanzkrise 2008 nicht vor die Mikrofone gestellt, um kundzutun, dass das Geld der Sparer sicher sei, wäre es schon damals zu einem weltweiten Kollaps des Bankensystems gekommen.
Eine ehemals große deutsche Bank, die lange vor dieser Krise begann, ihr Tafelsilber zu verscherbeln, kehrte danach noch generös Milliarden an Boni an ihre Investmentbanker aus.
Die exponentielle Flutung der Notenbanken – nicht nur seitens der EZB – mit immer mehr Geld, dem immer weniger Wert an Waren und Gütern gegenübersteht, bewirkt eine zunehmende Geldentwertung. Solange die Sparer sich „ruhig“ verhalten, mag dieses System noch eine Zeit lang gutgehen, aber was dann? Unseren Altvorderen ist es auch hierzulande mehrfach widerfahren: die Währungsreform. Fein raus aus der Affäre ist derjenige, der in Sachwerte investiert hat.
In der aktuellen Überschuldung der Bremer Greensill-Bank muss wieder einmal der Steuerzahler für die Einlagensicherung geradestehen, während das Geld der institutionellen Anleger, darunter vieler deutscher Kommunen, über mutmaßlich mehrere Milliarden Euro, verloren ist.
Die Geldinstitute können nichts dafür, dass sie den Wandel verschlafen haben und wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand stehen, ihre Vertragspartner in Regress nehmen und geschlossene Verträge einseitig aufkündigen. Banken, Spar- und Bausparkassen haben in den vergangenen Jahrzehnten fürstlich verdient, wenn sie in den Hochzinsphasen Sollzinsen von bis zu 23 Prozent p. a. (SSK Wunstorf) effektiv abgerechnet haben.
Bei einer zehnjährigen Festgeldanlage Anfang der 80er Jahre konnte ein Anleger 8,5 Prozent Guthabenzinsen p. a. (Sparda Minden) erwirtschaften. Bei einem im selben Zeitraum abgeschlossenen Bausparvertrag mit 2,5 Prozent. Guthabenzinsen (LBS Baden-Württemberg) verblieben für die Institute folglich mehr als auskömmliche Renditen. Dass ein solcher Spar-/Bausparvertrag, weil er noch nicht zuteilungsreif ist, vonseiten des Sparers in einer Phase, in der es im Sparsektor faktisch keine Guthabenzinsen mehr gibt, weiterführen will, ist legitim. Spare in der Zeit, so hast du in der Not.
Der Spruch meiner Großmutter hat nach wie vor seine Gültigkeit und stünde auch den Geldinstituten, die an ihrer Situation nicht frei von Schuld sind, gut zu Gesicht. Für alle Beteiligten – demnach auch für die Geldinstitute – gilt der Satz: pacta sunt servanda!