Zu: „Rot-Grün stellt Weichen für IGS im Hamelner Westen“, vom 3. Februar
Ein Beschluss des Schulausschusses ist noch kein Ratsbeschluss. Und der Hinweis auf bei der IGS Hameln abgewiesene Schülerinnen und Schüler ist noch kein Votum für die Abschaffung der Theodor-Heuss-Realschule.
Wenn aktuell das Interesse an einer weiteren IGS so groß ist, dass die Einrichtung einer zweiten nötig erscheint, dann hat das weniger mit der Attraktivität der IGS als Schulform zu tun, als vielmehr damit, dass in den letzten Jahren zwei Realschulen abgeschafft worden sind (Sertürner und Wilhelm Raabe) und dass die Arbeit an den Hauptschulen systematisch schlechtgemacht und ihre Ergebnisse immer weniger wertgeschätzt worden sind. Und wenn in der Sitzung des Schulausschusses einem Kritiker der rot-grünen Mehrheit der Vorwurf gemacht wird, er habe eine „strukturkonservative Haltung“, dann empfindet das ein jahrzehntelang praktizierender Schulmeister als Lob. Denn Schule leidet überall da besonders, wo ideologisch motivierte Schulpolitik gegen Sach- und Fachverstand durchgesetzt wird. Auch die in der Sitzung formulierte Behauptung, eine weitere IGS diene der „Bildungsgerechtigkeit“, ist kein Argument für die Abschaffung der letzten Realschule in Hameln. Unser Bildungssystem hat kein Gerechtigkeitsdefizit, es ist vielfach gegliedert und bietet allen Schülerinnen und Schülern eine Chance. Wie wäre sonst die ständig steigende Anzahl höherer Bildungsabschlüsse zu erklären?
Aus meiner Sicht ist der Versuch, die Theodor-Heuss-Realschule zu einer IGS West zu machen, gegebenenfalls ergänzt durch weitere Schulzweige, nur durch eine ideologisch begründete Schulpolitik zu verstehen. In Kauf genommen wird dabei die Abschaffung einer Schule, deren Ruf bei „Abnehmern“ in Handwerk, Handel und Industrie hervorragend ist und diese
täten gut daran, sich in die aktuelle Debatte im eigenen Interesse einzuschalten. Und wenn Hameln wirklich eine zweite IGS braucht und auch finanzieren kann, dann wäre der Standort Süd in mehrfacher Hinsicht der geeignetere.