Zu: „Eine Rede wie ein Peitschenschlag“, vom 6. Januar
In bemerkenswerter Offenheit gibt die Dewezet Einblick in traurige Vorgänge rund um das Münster. Der frühere Hamelner Superintendent Hans-Egbert Lange hatte zusammen mit anderen Theologen die „Gruppe Offene Kirche“ gegründet. Sie hatte das doppelte Ziel, verderbliche Strukturen im Leben der Landeskirche zu klären und zweitens, Gemeindemitglieder zu größerem Einsatz zu ermutigen.
Der Gießener Soziologe Horst Eberhard Richter veröffentlichte damals sein Buch „Flüchten oder Standhalten“. Es enthält ein ausführliches Kapitel über die Gefahren eines Karrieresprungs. Ausgebildete Psychagogen lassen sich regelmäßig durch einen Kollegen/eine Kollegin überprüfen, denn jeder Mensch hat auch seine Schattenseiten, seinen blinden Fleck. Die seelische Stärke des Judentums (nicht des Staates Israel) besteht darin, sich immer wieder in Frage stellen zu lassen. Niemand besitzt die Wahrheit, vielmehr kommt man der Wahrheit jeweils nur im Wechselgespräch etwas näher.
Jesus sandte seine Gefolgsleute zu zweit aus, damit sie einander ermutigten, aber auch aufeinander Obacht gäben. Ein Schweigegebot über das Beichtgeheimnis hinaus ist ein Zeichen von Schwäche! Haben sich bei dem Hamelner Skandal „höhere Herrschaften“ die Sache etwa zu leicht gemacht? Die Gemeindemitglieder sind die eigentlichen Dienstherren der Kirchenoberen. Sie haben durchaus einen Anspruch darauf, deren Antworten zu erfahren.