Zu: „Ehemalige Samenspender gesucht“, vom 14. Mai
Die relativ unbekannte Geschichte der Klinik von Dr. Schaad verlangt nach einer Ergänzung bezüglich seiner politischen Ambitionen. Es drängte ihn nämlich, in der Stadt politischen Einfluss über eine neue Rathauspartei auszuüben. So wurde er zur Schlüsselfigur bei der Gründung der Freien Bürger-Union (FBU), die zur Kommunalwahl 1973 antrat. Den Hintergrund bildeten Auseinandersetzungen innerhalb der CDU.
Dem Buchhändler und Ratsherrn Gerhard Jake war es gelungen, die Hotelgruppe Maritim definitiv für einen Neubau eines großen Hotelkomplexes in Bad Pyrmont zu gewinnen. Als Standort war der Platz am Ende der Hylligen-Born-Allee vorgesehen, was sofort den Widerstand der CDU hervorrief und die Junge Union veranlasste, auf der Brunnenstraße Unterschriften dagegen zu sammeln und höhnische Flugblätter zu drucken.
Das änderte sich auch nicht, als man das Bauwerk nach Norden in den Bereich der Reithalle verschob, um die Sichtachse frei zu halten. In der CDU stellten sich weitere Ratsherren hinter das Projekt, die dann auch Gründungsmitglieder der FBU wurden: unter anderem Architekt Werner Maris und Elektromeister Helmut Rhein. Dr. Schaad finanzierte massiv den intensiven Wahlkampf, bekam aber nur 30 Stimmen. Überall klebte der Slogan „In Bad Pyrmont muss endlich vieles besser werden!“ und im Wahlprogramm setzte man sich für das historische Stadtbild und die „Schaffung eines Kongress- und Hotelzentrums von internationalem Rang“ ein. Doch die CDU war dagegen und brachte die Bürgerschaft mit 17 Sitzen hinter sich, SPD: zwölf, FDP: vier und die FBU: zwei, ein Dutzend Stimmen fehlten ihr für den Fraktionsstatus. Das Endergebnis: Trotz der CDU-Mehrheit wurde Willi Durban (SPD) zum Bürgermeister gewählt und gegen Jacke ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet.
Maritim, das für den Kurort ein großes Glück geworden wäre, baute in Braunlage! Seitdem ist es der Verwaltung nie mehr gelungen, einen derartigen bauwilligen Investor zu finden. Merke: Sympathie und Interessen sind zweierlei.