Ich will auf die sachlichen Teile von Herrn Stegemann eingehen. Kölling hat sich weit stärker nationalsozialistisch engagiert, als er musste. Natürlich durfte kein Lehrer offen von der „Linie“ abweichen, aber keiner war gezwungen, Schulungs- und Presseamtsleiter der NSDAP zu werden und rassistische, antisemitische und kriegsverherrlichende Schriften und Reden zu produzieren.
Zu: „Krankes Geschichtsverständnis“, vom 7. November
Dass er „keiner Fliege etwas zuleide getan“ habe, stimmt nur im allerengsten Sinne. Das aufwendige Propaganda- und Schulungssystem der NS-Diktatur war nicht ohne Sinn und Zweck aufgebaut. Propagandisten waren Schreibtischtäter, zumindest Beihelfer. Findet Herr Stegemann wirklich, dass der Rassismus und Antisemitismus der Nationalsozialisten „keiner Fliege etwas zuleide“ getan haben?
Herr Stegemann findet, Kölling werde „in die Nazi-Ecke gestellt“. Er meint natürlich: ungerechtfertigt. Das ist aufgrund der nachgewiesenen Fakten schlicht absurd. Hat Herr Stegemann die Dokumentation überhaupt gelesen? Im Übrigen habe ich nicht gefordert, die „Kölling-Straße“ aufzuheben.
Wenn man meint, seine Bedeutung als Heimatforscher rechtfertige diese (auf Ewigkeit angelegte!) Ehrung trotz seiner NS-Aktivitäten, möge man sie belassen. Ich habe allerdings vorgeschlagen, dies dadurch „auszugleichen“, dass man auch die Seite der Opfer mit einem Straßennamen bedenkt – z. B. für den 1848 ernannten Ratsherrn Nathan Lilienfeld, der sowohl Vorsteher der Oldendorfer Juden als auch der Schaumburger Gesamt-Judenschaft war. Auch fragt es sich, ob es nicht auch in Hessisch Oldendorf möglich wäre – wie in Hameln und Rinteln – sogenannte „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Mitbürger zu schaffen?