Zu: „Marineinspekteur löst Spannungen aus“, vom 24. Januar
Um einen so hohen Dienstgrad und eine entsprechende Dienststellung zu erlangen, hatte Admiral Schönbach in seiner Laufbahn unter anderem unter Beweis zu stellen, dass er über die Fähigkeit verfügt, unter Einbeziehung der zur Verfügung stehenden Fakten realistische Lagebeurteilungen abgeben zu können. Das tat er auch in dem vorliegenden Fall, weil alle Fakten dafürsprechen, dass die Krim auf unabsehbare lange Zeit territorialer Bestandteil Russlands sein wird. Seit Bismarck, der die Auffassung vertrat: „Wir haben nicht eines Richteramtes zu verwalten, sondern deutsche Politik zu treiben“, nennt man das „Realpolitik“. In diesem Sinne hat Admiral Schönbach die realpolitische Einsicht walten lassen, dass es im deutschen Interesse wichtiger ist, vorrangig mit Russland als mit der Ukraine ein konstruktives Verhältnis zu haben. Was der Inspekteur bei seinen Einschätzungen leider nicht berücksichtigte, dass er sich in seiner Funktion als bedeutsamer Teil der Exekutive Zurückhaltung bei politischen Fragen auferlegen muss. Die Folgen sind vor allem für seine Funktion in der Marine sehr bedauerlich. Aber die völlig überzogenen Reaktionen der politisch Verantwortlichen der Ukraine sollten nunmehr zu einem Umdenken führen: Im deutschen Interesse scheint es im Sinne der Einschätzungen des Admirals nunmehr unter anderem verlässlicher und zukunftsweisender zu sein, russisches Gas über Nord Stream direkt zu beziehen, als über den Umweg „Ukraine“. Dazu bedarf es realpolitischen Denkens unserer Verantwortlichen in der Regierung und im Bundestag. Das erhoffe ich mir.