Zu: „Unendliche Geschichte seit 2011“, vom 19. Januar
Ich bin seit 35 Jahren Mitglied einer freiwilligen Schwerpunktfeuerwehr. Dafür bringt man einige Opfer: Immer wieder führt das Piepen des Meldeempfängers zu einer spontanen Änderung der Tagesplanung. Dass meine Frau mit vollem Einkaufswagen und ohne Auto im Supermarkt zurückbleibt oder man vom Geburtstag des eigenen Kindes weggeholt wird, löst zwar in meinem Umfeld keine Begeisterungsstürme aus, wird aber verständnisvoll akzeptiert, weil es irgendwo in der Nähe dann meistens jemanden gibt, der noch ganz andere Probleme hat. Für viele wäre das unvorstellbar. Warum tut man es sich also an? Der Umgang mit interessanter Technik hat seinen Reiz. Die mühsam erlernte Fähigkeit, in extremen Ausnahmesituationen einen kühlen Kopf zu behalten und unter lückenhaften Informationen und maximalem Zeitdruck weitreichende Entscheidungen zu treffen, von denen im Zweifel das Überleben der zu rettenden Personen abhängt, nützt einem auch im Privatleben. Und das Glücksgefühl, welches einen überkommt, wenn man tatsächlich jemanden erfolgreich aus seiner Notsituation befreien konnte, ist unbeschreiblich. Wir tun dies nicht aus finanziellen Interessen, sondern aus Überzeugung.
Das Einzige, was wir als Gegenleistung erwarten, ist eine den Aufgaben entsprechende technische und infrastrukturelle Ausstattung und eine angemessene Wertschätzung unserer Tätigkeit. Beides ist in Bad Pyrmont offenbar nicht mehr gegeben. Dass die Entscheidung demokratisch zustande kam, ist unbestritten. Ob man jedoch sein ehrenamtliches Engagement für eine Ratsmehrheit aufbringt, die jegliches diplomatische Geschick im Umgang mit diesem vermissen lässt, oder für eine Bevölkerung, der ein Parkplatz wichtiger ist als ein feuerwehrtaktisch idealer Standort für ein Feuerwehrhaus, das ist die persönliche Lebensentscheidung jedes einzelnen Mitglieds. Dies ist von niemandem zu verurteilen und nicht politisch zu instrumentalisieren. Verehrte Mehrheitsgruppe, Sie haben das Porzellan zerschlagen, jetzt seien Sie Manns genug, die Verantwortung für diesen von Ihnen herbeigeführten Beschluss und seine wenig überraschenden Folgen zu übernehmen.