Zu: „,Während Berlin Zeit hat, hat Kiew keine‘“, vom 8. April
Respekt für dich. So trat Olaf Scholz im Wahlkampf auf, ein Kanzler des Mitgefühls. Um so mehr erstaunt die achselzuckende Empathielosigkeit der SPD-Führung zum Schicksal der Ukrainer. Die halbherzigen Handlungen zur Solidarität mit der Ukraine sind nur auf Druck unserer Verbündeten geschehen und geben den Eindruck wieder, als sei „Biedermann und die Brandstifter“ als politische Handlungsanweisung gelesen worden. Da die Partei sich politisch dem Schutz von Schwächeren widmet, kann vielleicht ein Bild zu einer anderen Anteilnahme führen: Putin gab sich schon vor dem Krieg seinen Vergewaltigungsphantasien hin und brüstete sich: „Ob’s dir gefällt oder nicht, du wirst dich fügen müssen, meine Schöne.“ Die Schöne fügt sich aber nicht, sondern wehrt sich mit dem Mut der Verzweiflung.
Es geht um Würde und die weitere physische Existenz. Und der Vergewaltiger ergeht sich in einem Gewaltexzess. Putins „Entnazifierung“ ist ein Euphemismus, der Vernichtung des ukrainischen Volkes bedeutet. Wir haben entsprechende Begriffe aus unserer deutschen Vergangenheit, die wir aber aus gutem Grund nicht in einem anderen Zusammenhang verwenden. Das sollte uns aber nicht daran hindern, zu sehen, dass 44 Millionen Menschen mit Vernichtung und Vertreibung bedroht werden. Aus unserer Vergangenheit muss der Anspruch erwachsen, uns auf die richtige Seite zu stellen und so zu helfen, dass es auch als Hilfe wahrgenommen wird.