Zu: „Klare Mehrheit für Gondelteich-B-Plan“, vom 23. Februar
Pyrmonter Urlauber nehmen auch das Ambiente der Stadt wahr: Den schönen Kurpark zum Beispiel und das außergewöhnliche Schloss, aber auch seine vernachlässigte Umgebung nach Süden hin. Und weil sie wissen, dass auch jede Schlossumgebung nach festen Regeln gestaltet wurde, sind sie irritiert vom kläglichen Zustand in Pyrmont. Denn es fehlt unter anderem der großzügige Freiraum vor dem Schloss, der eigentlich den Blick der Besucher in die Weite der Umgebung lenken soll. Frühere Schlossherren wussten, dass diese Gestaltung sogar einen positiven Einfluss auf die Gefühlslage des Betrachters hat. Man sagt, „es gehe einem das Herz auf“. Und von solch guten Gefühlen wollten die Schlossbesitzer profitieren. Aber auch wer heute Stadtplanung betreibt, weiß, dass unbebauter Raum an einem Schloss gerade nicht darauf wartet, bebaut zu werden. Dieser Aspekt wurde bereits früher in Pyrmont leider schändlich missachtet, denn viel Freiraum wurde architektonisch brutal zugebaut. Das ist peinlich, aber kein Grund, so weiterzumachen. Wenn also wegen unglaublicher politischer Machenschaften, vor allem in der CDU, jetzt auch noch der letzte kleine Rest des „Blicks nach Lügde“ mit einem DIN-Norm-Feuerwehrhaus zugebaut wird, dann zeigen wir unseren Besuchern vor allem eines: „Besucht doch lieber andere Städte!“ Denn dieses Feuerwehrhaus hat den Nachteil, dass es einen Platz besetzt, der gar nicht wirklich frei ist. Übrigens profitiert man in München von Touristen, die sich gern erzählen lassen, warum auf der Theresienwiese definitiv nicht gebaut wird: weil sie nämlich mehrere städtebauliche Funktionen erfüllt. Und natürlich ist der Wert multifunktionaler Stadträume auch dem Planungsbüro bekannt. Allerdings wurde es dafür bezahlt, dass es die Bedenken der Pyrmonter mit einem gutachterlichen Machtwort vom Tisch wischt und den Weg frei macht für das, was Verwaltung und Politiker im Hinterstübchen festgelegt haben. Planerische und politische Weitsicht stand dabei leider nicht auf der Tagesordnung. Armes Pyrmont!