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Schweinezucht ist in Gefahr‘“, vom 4. August
Sicher bringt es der Sau nichts, wenn sie künftig bis zu 6,5 Quadratmeter Platz erhält, denn auch 2,5 Quadratmeter bieten ihr alle Möglichkeiten an Bewegungsfreiheit – noch mehr Platz bringt ihr keine zusätzliche Lebensfreude. Alle anderen Neuerungen bringen für die Tiere nur Nachteile.
Verbot betäubungsloser Kastration: Bisher dauerte die Ferkelkastration nach Schmerzmittelgabe weniger als zehn Sekunden. Die Ferkel wurden anschließend an das Gesäuge der Mutter zurückgesetzt und saugten augenscheinlich unbekümmert weiter. Künftig sollen die Ferkel in enge Metalltrichter gezwängt und dort vor der Kastration zirka 90 Sekunden begast werden. Nach dem Eingriff besteht wegen der Narkose hohes Erdrückungsrisiko durch die Sau. Ergebnis: erhöhter Stress mit Todesfällen bei den Ferkeln.
Kupierverbot der Ringelschwänze: In Schweinehaltungen, auch in Biohaltungen auf Stroh und mit viel Platz, tritt das Problem des Kannibalismus immer wieder auf. Vollkommen verhindern kann man solche Ausbrüche nicht, aber es gibt Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken – durch gute Stallluft, erhöhtes Platzangebot und Spielmaterial. Den mit Abstand größten Erfolg aber hat stets das Kupieren der Schwanzspitzen gebracht. Versuche mit unkupierten Ferkeln in den Betrieben haben katastrophale Ergebnisse gebracht. Bei vollständigem Kupierverbot werden künftig in Deutschland Millionen Schweine einen qualvollen Tod erleiden.
Gruppenhaltung für Sauen: Sauen sollen künftig nach der Besamung in Gruppen und nicht in Kastenständen gehalten werden. Nach dem Zusammenstellen der Gruppen liefern sich die Tiere über viele Tage hinweg erbitterte Rangkämpfe, bei denen es regelmäßig zu schweren, nicht selten tödlichen Verletzungen kommt. Das hat nichts mit zu geringem Platzangebot zu tun, die Tiere wollen einfach ihre Rangordnung festlegen. Kastenstandhaltungen haben dieses Tierleid bisher verhindert. Wer erklärt, die Sauen könnten aber in Kastenständen ihre Glieder nicht ungehindert ausstrecken, der arbeitet mit „alternativen Fakten“, denn das Gegenteil ist der Fall.
Offene Abferkelbuchten ohne Ferkelschutzkorb: Sauen sollen künftig nach dem Abferkeln in einer Bucht von 6,5 Quadratmetern frei mit ihren Ferkeln herumlaufen können. Bislang waren die Sauen insoweit eingeschränkt, dass die Ferkel sich im Bedarfsfall von der Mutter zurückziehen und vor deren unkontrollierten Handlungen schützen konnten. Die Zahl erdrückter Saugferkel wird durch die neuen Regelungen massiv ansteigen. Versuche belegen dies. Qualvoller Erstickungstod Hunderttausender kleiner Ferkel ist vorprogrammiert.
Die neuen Regeln bewirken millionenfach staatlich verordnete Tierquälerei einerseits sowie die systematische Zerstörung der verbliebenen bäuerlichen Familienbetriebe andererseits. Die Ferkelerzeugung in Deutschland wird weiter abnehmen, und schon bald werden sich die Auslandstransporte nach Deutschland auf nahezu 30 Millionen Ferkel verdoppeln. Hoch lebe der Tierschutz! Ich frage mich ernsthaft, in welcher Parallelwelt sich Menschen gedanklich bewegen, wenn sie, politisch verantwortlich, derart unsinnige Gesetzte beschließen.