Vom Klimawandel zur Klimakatastrophe. Seit ein paar Jahren ändert sich das gesellschaftliche Klima in Deutschland. Schleichend. Nicht plötzlich. Immer mal wieder äußern sich vermeintlich „normale“ Bürger über alles, was nicht „bio-deutsch“ ist.
Zu: „Es hätte auch uns treffen können“, vom 22. Februar
Die Gesellschaft gewöhnt sich dabei langsam an Ausdrucksformen und Umgangsformen, die vor ein paar Jahren allenfalls am Stammtisch zu erleben waren. Dort mussten Menschen damit rechnen, sofort Widerspruch zu ernten oder ausgegrenzt zu werden.
Jetzt können Häme, Beleidigungen, Behauptungen und Lügen ohne Folgen anonym verbreitet werden. „Das tut man nicht!“ , diese Selbstverständlichkeit schwindet wohl langsam. Im Gegenteil: Wenn Teile unserer Volksvertreter – oder die, die sich dafür halten – öffentlich und offiziell sogar im Bundestag eine Art „Geländesprache“ benutzen und dafür von vielen Seiten als Helden gefeiert werden, geht jeglicher Respekt, jegliche Würde anderen gegenüber verloren. Und das ist dann „normal“! Frechheit siegt! Wenn zum Beispiel die Bundesregierung als „Irrenhaus“ bezeichnet wird, unsere Gesellschaft angeblich von „Kopftuchmädchen und Messermännern“ überschwemmt wird und eine „Umvolkung“ droht, ist ein Klimawandel in vollem Gange. Jeden Tag ein wenig mehr!
Es gibt einen Bodensatz von deutschen Mitbürgern, die nicht bereit sind oder in der Lage, differenziert zu denken und zu argumentieren. Für sie gelten nur die einfachen Antworten – nicht Lösungen – auf komplizierte Fragen. Das ist ja auch bequemer. Damit kann man sich ganz toll und überlegen fühlen. Nur, wer als Partei und Politiker wirklich Verantwortung für unser Land und unser Gemeinwesen reklamiert, wer sich als Bürger für unser Land interessiert, muss kühlen Kopf bewahren und sollte diesen Kopf bitte auch anstrengen. Das stetige Drehen am Thermostat der Stammtischmeinungen heizt das Klima Grad um Grad auf. Wie wir wissen, ist die Klimakatastrophe dann nicht mehr weit!