Zu: „Freispruch für Air France“, vom 18. April
Mit Pitot-Rohren (benannt nach ihrem Erfinder) wird, einfach gesagt, die Geschwindigkeit des Flugzeuges in der Luft gemessen. Dass die Staudruckmesser bei diesem Airbus-Typ vereisen können, war aus 16 vorangegangenen Vorfällen bekannt (Dewezet). Das Durchfliegen einer Gewitterfront und die sich einstellende Vereisung der Pitot-Rohre waren nicht Ursache des hier diskutierten Flugzeugabsturzes, sondern deren Fehlinterpretation und -behandlung durch die Flugzeugführer. Das Staurohr des Air France-Fliegers vereiste beim Durchfliegen einer Gewitterfront und zeigte danach fehlerhaft eine zu niedrige Fluggeschwindigkeit an. Für die Geschwindigkeitsmessung gibt es kein Ersatzsystem an Bord eines Verkehrsflugzeuges. Aber das Überprüfen des angezeigten Anstellwinkels des Flugzeuges, das ist der Winkel zwischen Längsachse des Fliegers und dem Horizont (pitch), und die konstant als normal angezeigte Drehzahl der Triebwerke, dazu einen Blick auf die gleichbleibenden Werte des Höhenmessers, hätten den beiden (!) Flugzeugführern Sicherheit über die normale Betriebssituation ihres Flugzeuges geben können.
Erst der jetzt irrtümlich von dem fliegenden Flugzeugführer eingeleitete Steigflug, bei ohnehin (fälschlich) zu gering angezeigter Fluggeschwindigkeit, war der Kardinalfehler, provozierte den Strömungsabriss (Auftrieb) an den Tragflächen und letztlich den Absturz des Fliegers. Es waren die beiden Co-Piloten im Cockpit. Der erfahrenere von den beiden (Senior First Officer) hatte die „Befehlsgewalt“ über das Flugzeug, während der Kapitän sich zur Ruhe gelegt hatte. Das ist ein völlig normaler Vorgang auf Langstreckenflügen. Es ist leicht, zu unterstellen, dass der Kapitän, wäre er im Cockpit gewesen, die kritische Lage des Flugzeuges durch richtiges Eingreifen beendet hätte. Aber so ist das mit den Katastrophen. Werden sie von Menschen oder Maschinen verursacht, entstehen sie nur durch das gleichzeitige Auftreten von zumeist mehreren Fehlfunktionen.