Zu: „Mit Flyern und Infotafeln: Aktion für ein sauberes Hameln“, vom 21. März
Information zur Mülltrennung unter Abbau von Sprachbarrieren – gut! Leider ist Aufklärung hier nur der halbe Weg. Die genannten „zahlreiche Möglichkeiten, Müll korrekt und umweltschonend loszuwerden“, sehen in Hameln wie folgt aus: Bei Autoreifen verweist unser Müllentsorger KAW auf Reifenhändler (Kosten zirka 4 Euro pro Reifen). Die Matratze ist Sperrmüll. Wohne ich privilegiert (Garage/Keller) kann ich einlagern und zweimal jährlich Sperrmüll anmelden. Wohne ich räumlich eher begrenzt (Zielgruppe des oben genannten Projektes?), wird es in zweifacher Hinsicht schwieriger: logistisch und finanziell. Zur Abgabe auf der Deponie brauche ich ein Auto und den festen Willen, die sehr begrenzten Öffnungszeiten abzupassen. Die aktuellen Gebühren betragen für brennbaren Sperrmüll für angefangene 100 Liter 6,50 Euro. Für die Matratze mit 360 Litern also 26 Euro. Der zerbrochene Spiegel neben dem Glascontainer hätte je angefangene 50 Liter Flachglas 8 Euro gekostet. Den halbleeren Farbeimer, die Öldose et cetera kann ich ausschließlich am ersten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr abgeben. Es geht auch anders – siehe Deponie Kolenfeld in der Region Hannover: Öffnungszeit ganztägig, für privat kostenfrei täglich ein Kubikmeter Sperrmüll, auch Bauschutt, Flachglas, bis zu fünf Pkw-Reifen, Farbreste jederzeit. Und das bei vergleichbaren Müllgebühren.
Fazit: Korrektes umweltschonendes Entsorgen ist in Hameln alles andere als einfach. Dazu braucht es viel guten Willen, Zeit sowie logistische und finanzielle Möglichkeiten. Statt Zeigefinger und Säbelrasseln (25 000 Euro Strafe!) würden niedrigschwellige Angebote (Abstellmöglichkeit für Sperrmüll an Brennpunkten?) ohne Zusatzkosten unsere Umwelt und Nerven schonen.