Zu: „Rot-Grün stellt Weichen für IGS im Hamelner Westen“, vom 3. Februar
Eigentlich weiß ich nicht, was mich mehr empört: die Ignoranz, mit der die Mehrheitsgruppe des Rates die öffentliche Meinung und die zahlreichen konstruktiven Hinweise aus allen Richtungen bedenkt oder die Naivität, mit der man inhaltlich und zeitlich das Projekt zweite IGS angeht. Es liegen viele Problembereiche auf dem Tisch: unter anderem Raumsituation, Konzept, Veränderungsmanagement. Ein solch komplexes Vorhaben kann nicht gelingen, nur weil man es ex cathedra verordnet. Und glaubt man ernsthaft, dass es erfolgversprechend ist, wenn man die beteiligten Akteure, die letztlich die Umsetzung im Inneren einer neuen IGS schultern müssten, vor den Kopf stößt, indem man gute Kompromisse sowie die gute bisherige Zusammenarbeit der betroffenen Kollegien von Pestalozzi und THRS vom Tisch wischt? Hinzu kommt die fragwürdige Datenbasis und Interpretation dieser, die durch Verwaltung und IGS Nord nachweislich widerlegt wurden, auf deren Grundlage aber derart weitreichende Entscheidungen im Eiltempo getroffen werden sollen. Einer Erhebung stellt man sich unverständlicherweise entgegen, obwohl sie zumindest andeutungsweise das perspektivische Interesse bestätigen oder widerlegen könnte. Und wenn sich eine solche Bestätigung dann ableiten ließe, bedürfte es immer noch einer sorgfältigen, strukturell-inhaltlichen, aber auch baulichen Vorbereitung und Umsetzung, die zu dem angestrebten Beginn im Schuljahr 2023/24 schlicht kaum gelingen kann.
Zweierlei kann man sich hingegen sicher sein: 1. Nur weil man außen schnell ein anderes Namensschild anhängt, ist im Inneren noch lange nichts ausgestaltet. 2. Die Vielfalt der Schullandschaft und die damit einhergehende Wahlfreiheit für künftige Schülergenerationen wird beschnitten, wenn man auch die letzte Realschule leichtfertig abwickelt, nur damit man irgendwo die Worthülse „Bildungsgerechtigkeit“ fallen lassen kann. Daher vermag ich nicht zu sagen, was schwerer wiegt: Ignoranz oder Naivität.