Autor:
Jürgen Schoormann, HamelnZu : „Sparkasse schließt acht Filialen“, vom 28. Oktober
Die Direktion des Hauses nennt das nicht ohne Zynismus, aber ohne Rücksicht auf ihre bisher treue Kundschaft, besonders aus der älteren Generation: „zukunftsorientierte Anpassung des Geschäftsstellennetzes“. Das ist zwar für den Moment eine sehr dürftige Erklärung, bei genauerer Überlegung jedoch durchaus zutreffend: denn in näherer Zukunft werden ja die wenigen Kunden, die noch kein Online-Banking machen, das Zeitliche gesegnet haben, und dann kann die Direktion endlich jeden direkten Kundenkontakt einstellen und vielleicht sogar die Automaten abbauen.
So habe ich mir die Segnungen und Folgen des Internets nicht vorgestellt. Der Sparkassenchef, um das Wohl seiner Kundschaft besorgt, hat aber einen Trost parat: 60 Prozent der Privatkonten seien onlinefähig. Ob die Kunden auch onlinewillig sind, spielt offenbar keine Rolle. Ich jedenfalls bin es nicht und werde mich bis an das Ende meiner Tage in eine hoffentlich noch bestehende Service-Geschäftsstelle begeben, auch wenn Herr Drube in der Dewezet verspricht : „Im Hinblick auf dieses spürbar veränderte Kundenverhalten erweitern wir die Kundenbeziehung auf den digitalen Kanälen“. Ich habe immer geglaubt, dass man eine Beziehung eher direkt zu einem Lebewesen unterhält, nicht aber mit Hilfe eines digitalen Kanals.
Allerdings haben allzu viele Bürger diese Maßnahmen der Direktion auch selbst erst ermöglicht: denn warum machen so viele Leute überhaupt Online-Banking, bestellen alles Mögliche übers Internet, sorgen damit in der Stadt für reihenweise Leerstände? Der nächste droht übrigens, sollte die Filiale im „Grünen Reiter“ nicht wieder eröffnet werden. Dennoch: Eine Sparkasse hat im Gegensatz zu einer Bank einen Versorgungsauftrag. Dem wird die Sparkasse Weserbergland mit den geplanten Maßnahmen nicht mehr gerecht.
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