Zu: „Allein der Glaube“, vom 4. Februar
Tolles Ambiente: Dunkler Kirchenraum, leere Bänke, eine einsame Frau. Darunter in großen Lettern „Allein der Glaube“ und eine Dreiviertelseite Text. Der Autor und seine Mitarbeiter versuchen, möglichst viele Personen und Funktionsträger zu Wort kommen zu lassen. Mir persönlich kam Regina Soergel, ehemalige Kinderkrankenschwester, am authentischsten rüber. An der Überschrift „Allein der Glaube“, einst von Martin Luther ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, hätten die Verfasser besser „Allein der Gehorsam“ setzen sollen. Denn alle Bischöfe und sonstigen Kleriker haben gegenüber Papst und Kirche den Treue- schwur geleistet. Wer nicht gehorsam bleibt, der verliert seinen Posten, die Bischöfe ihre Macht und das einfache Kirchenmitglied seine Mitgliedschaft. Es ist vor allem dieser Druck innerhalb der katholischen Kirche und allen ihren Institutionen, der Reformen verzögert, ja verhindert. Welches Gottesbild und Tiefe hier vermittelt werden, kann man sich im 21. Jahrhundert kaum mehr vorstellen, es sei denn, man ist Betroffener! Der Kirchenrechtler Thomas Schüller bringt es auf den Punkt. Die katholische Kirche rast mit den statistisch erfassten Zahlen in den Abwärtstrend der Bedeutungslosigkeit. Damit ist sie am Scheideweg und die deutsche Koalitionsregierung gefordert!
Das GG Art. 140 regelt die Selbstbestimmungsrechte der Kirchen. Dieses Selbstbestimmungsrecht der katholischen Kirche droht zu implodieren, sobald sie zur Sekte mutiert. Besonders in Bezug auf das deutsche Arbeitsrecht muss diese Bundesregierung Vorsorge treffen. Der größte Arbeitgeber der Republik sind zurzeit immer noch die Kirchen mit ihren sozialen Diensten und Bildungseinrichtungen. Tausende Arbeitsplätze und Jobs werden vom Abwärtstrend nicht verschont bleiben, wenn das Fremdschämen über den Sittenverfall großer Teile des Klerus und die Reformunwilligkeit der Bischöfe den privaten Raum erst einmal verlassen hat und zum Massenphänomen unserer Gesellschaft anwächst.