Zu: „Macht es sich die Stadt zu einfach?“, vom 25. Mai
Er wird also nun doch immer mehr abgesägt, der Ast, auf dem die Stadt Hameln mit uns Bürgern sitzt. Ein gewachsenes Denkmal wie das hier in der Großehofstraße, ein geschlossenes Fachwerkensemble, ist in der Originalform hin, beschadet wie ein Gebiss, aus dem man einen Zahn zieht. Kein noch so schöner Stiftzahn – außer ein Nachbau der alten Fassade – kann dieses auffällig schöne Originalgefüge wieder zu der alten Perfektheit bringen.
Die Stadt Celle wirbt in ihren Flyern mit der Geschlossenheit historischer Straßenansichten. Ich frage mich angesichts solcher Entscheidungen, warum wir in den 70er und 80er Jahren vom Denkmalschutz des Landes und der Stadt angehalten waren, jedes Haus in der Altstadt mit Samthandschuhen anzufassen. Auch wenn so ein historisches Gebäude stark marode war, wurde es zunächst entkernt, dann morsches Fachwerk ersetzt und im Inneren ein modernerer Grundriss realisiert. Wenn grundsätzlich nichts mehr ging, musste die Fachwerkfassade neu in altem Eichenholz und der historischen Ansicht wieder erstellt werden oder sehr ähnlich.
Für die Beschaffung alten Eichenholzes haben wir recherchiert, annonciert und sind über Land zu Bauern gefahren, die Eichenhölzer, zum Beispiel aus Scheunenabrissen, hatten. So etwas ist wohl heute nicht mehr zumutbar. Eine Vielzahl der Fachwerkfassaden wurde so wieder hergestellt. Auch dank Frau Buchwitz, die aufpasste und mich als jungen Bauleiter auf der Baustelle öfter mal energisch anging.
Ich bin gespannt auf die Ansicht. Spiegelglas? Trickreich moderne Architektur, in der sich ersatzweise die schöne umliegende Bebauung spiegelt? Bitte nicht! Man kann das Ensemble auch wieder passend in Eichenfachwerk schließen. Macht jeder Zimmermann sehr gerne.