Jahrelang wurde Digitalisierung verschlafen, jetzt soll es ein Schnellschuss richten: iPads für alle Schulen. Dabei wird insbesondere über Einfachheit (Verwaltung, Administration) argumentiert. Es geht auch um den „einfachen“ Zugang für Schüler zur Nutzung von Digitalgeräten.
Soweit ist das plausibel. Allerdings dürfen dies im Rahmen von Bildung keine ausschlaggebenden Argumente sein. Hier müssen die Bildungsziele in den Blick genommen werden. Das niedersächsische Schulgesetz verlangt sinngemäß Werteerziehung im Bereich der Demokratie. Was hat das mit iPads zu tun? Die „Apple-Welt“ ist ein in sich recht geschlossenes System mit wenig Kompatibilität zu anderen Umgebungen (Windows, Linux, Android). Man muss also überlegen, ob die Schulen durch die verpflichtende Anschaffung und Nutzung von iPads Schüler langfristig zu Kunden des Unternehmens Apple machen. Dürfen Schulen das in Kauf nehmen? Was passiert mit den Daten, die Apple durch die schülerseitige iPad-Nutzung gewinnt? Selbst wenn hier „nur“ Metadaten anfallen, stellt sich die Frage, zu welchem Zwecke diese mal genutzt werden. In diesem Zusammenhang wird oft der Begriff „Postdemokratie“ verwendet, sinngemäß die Überwindung unserer Demokratie durch eine Scheindemokratie, in der einzelne Akteure durch ihren Datenschatz eine Machtposition aufbauen, die die Möglichkeiten des einzelnen Bürgers in der Demokratie extrem übertreffen. Ich überspitze mal: Die Schulen zwingen ihre Schüler in ein System, das unser demokratisches System mittelfristig infrage stellt. Echte Bildung im Digitalbereich würde bedeuten, den Bildungsauftrag umzusetzen, also auf Systemoffenheit und die Entscheidungsfreiheit der Eltern/ Schüler zu setzen (Apple, Android, Windows, Linux). Das ist für Schulen und für die Verwaltung komplizierter – für die Schüler aber in vielerlei Hinsicht lernwirksamer. Digitalisierung auf die Entscheidung für eine bestimmte Geräteklasse zu reduzieren, wird den Anforderungen an den Bildungsauftrag der Schulen nicht gerecht.