Teil 2: Eine Reliquie und Heilpflanzen sollten den Erkrankten Linderung verschaffen
Tödliches Mutterkorn: Vergiftete fanden bei Mönchen Zuflucht
Altarbild im Antoniterkloster in Issenheim: Wer am Antoniusfeuer erkrankte, wurde vor Beginn der Behandlung vor den Altar geführt. Man hoffte, der heilige Antonius könne eine Wunderheilung vollbringen. Quelle: Wikipedia
Jahrhundertelang sorgte das durch Mutterkorn ausgelöste Antoniusfeuer in Mitteleuropa für schreckliche Krankheitsverläufe mit unzähligen Toten. Die wahre Ursache blieb den Zeitgenossen verborgen. Dennoch gelang es, viele der schwerkranken Überlebenden zu therapieren.
Ernst-Albert Meyer
Für die lebenslange Betreuung der Mutterkornkrüppel in den Spitälern des Antoniterordens existierten strenge Statuten. Die Art der Kleidung, die vom Orden gestellt wurde, war vorgeschrieben. Speisen und Getränke erhielten die Krüppel ebenfalls vom Orden. Doch damit waren die Aufgaben der Ordensbrüder noch nicht erschöpft. Es galt vielmehr, in Zusammenarbeit mit den Spitalärzten auch die frisch Erkrankten medizinisch zu versorgen. Diese Versorgung bestand in chirurgischen Leistungen und in der Verabreichung von Medikamenten, vor allem des Heiltranks der Antoniter, dem Saint Vinage und des Antonius-Balsams, dessen Zusammensetzung streng geheim gehalten wurde und leider verloren ging.