Teil 1: Karl Gottlieb Horstig – Erinnerung an ein Universalgenie in Bückeburg
Menschenfreund, Erfinder, Künstler ...
Karl Gottlieb Horstig verfasste eine Reihe von pädagogischen Schriften, in denen er dafür eintrat, Kinder sich zu freien, eigenständigen Persönlichkeiten entfalten zu lassen. Die hier wiedergegebene Illustration stammt aus seinem 1804 erschienenen Buch „Beyspiele wie Eltern und Erzieher ihre Kleinen angenehm und nützlich unterhalten und beschäftigen können“. Foto: Archiv Peter Weber
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Im Vergleich zu anderen Geistesgrößen, die dem ehemaligen Residenzstädtchen Bückeburg ihr Gepräge gaben, führt Karl Gottlieb Horstig ein ausgesprochenes Schattendasein. Zu Unrecht, weisen ihn doch seine vielseitigen Publikationen als ein veritables Universalgenie aus. Vielleicht hängt diese Vernachlässigung mit den unglückseligen Umständen zusammen, unter denen er sich von der Bückeburger Bühne verabschieden musste.
Peter Weber
Karl Gottlieb Horstig wurde 1763 im heute polnischen Reinswalde in der Niederlausitz geboren. Nach einem Theologiestudium in Leipzig und erster beruflicher Tätigkeit gelangte er 1792 durch Vermittlung des Pädagogen und Verlegers Joachim Heinrich Campe nach Bückeburg, wo er wenig später in schwierigen Zeiten die Ämter eines Oberpredigers, Superintendenten und Schulleiters bekleidete. Diese Ämter, im Alltag schon fordernd genug, regten ihn zu einer Vielzahl von Publikationen an, von gewichtigen theologischen Schriften bis hin zu Druckwerken, die ein unglaublich breites Bildungs- und Interessenspektrum offenbaren. Bereits in jungen Jahren machte er als Instrumentenbauer und als hochbegabter Orgelspieler von sich reden. Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, der Vater der vielköpfigen Familie war früh verstorben, wurde dem förderungswürdigen jungen Mann ein Theologiestudium ermöglicht, ein damals gebräuchlicher Weg, aus prekären Verhältnissen heraus höhere Bildung zu erlangen.