Der Einsatzwagen der Ermordeten wurde ausgebrannt und mit Einschusslöchern auf dem Truppenübungsplatz Senne gefunden. Foto: Archiv/dpa
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BOFFZEN. Am Waldparkplatz Rottmündetal ereignete sich am 12. Oktober 1991 ein hintertückisches Verbrechen. Unter einem Vorwand wurden zwei Holzmindener Polizisten zu dem Parkplatz im Solling gerufen und ermordet. Das Motiv: Hass gegen die Polizei. 30 Jahre nach der Tat lebt der Haupttäter immer noch in Sicherheitsverwahrung. Anlässlich des Jahrestages haben Kollegen am Gedenkstein bei Boffzen am Dienstag der Holzmindener Beamten gedacht.
Richard Rodenberg
Es ist der frühe Morgen des 12. Oktober 1991. Um 2.29 Uhr erhält die Polizei eine Meldung über einen vermeintlichen Wildunfall auf dem Waldparkplatz Rottmündetal in der Nähe von Boffzen im Solling. Der Hinweis kommt von einer Notrufsäule im Zuständigkeitsbereich der Polizei Holzminden. Statt eines Streifenwagens übernimmt „Hilde 10-35“ den Einsatz. In dem Zivilfahrzeug sitzen Polizeiobermeister Jörg Lorkowski aus Lüchtringen und Polizeiobermeister Andreas Wilkending aus Holzminden, die gerade von einem anderen Einsatz zurückkehren und anbieten, den Wildunfall zu übernehmen. Nach der Übernahme des Einsatzes bricht der Kontakt mit „Hilde 10-35“ jedoch ab. Ein Streifenwagen wird daraufhin zum vermeintlichen Unfallort entsendet, um nach „Hilde 10-35“ zu suchen. Die Kollegen finden auf dem Parkplatz jedoch nur Patronenhülsen und Blutspuren – von Lorkowski und Wilkending fehlt jede Spur. Was sich dann anschließt, sind eine große Suchaktion und Ermittlungen nach dem unbekannten Anrufer. 6000 Menschen beteiligen sich an der Suche, unter anderem suchten Taucher die Weser ab. Eine Ansage mit der Unfallmeldung an die Polizei wird vom Bundeskriminalamt eingerichtet, daraus ergeben sich Hunderte Hinweise – viele davon kommen von Häftlingen und Vollzugsbeamten der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede. Die Polizei nimmt den damals 29-jährigen Dietmar J., der kurz zuvor wegen guter Führung vorzeitig aus einer zehnmonatigen Haftstrafe entlassen worden war, ins Visier – mit ihm seine Brüder Ludwig und Manfred.