Info-Stätte soll sich vor allem an Jugendliche richten

Mahnmal am Bückeberg: Lehrer sind von Konzept überzeugt

So oder so ähnlich könnte die Info-Stätte am Bückeberg aussehen. Grafik: AG Jung/Ermisch/Kerck

So oder so ähnlich könnte die Info-Stätte am Bückeberg aussehen. Grafik: AG Jung/Ermisch/Kerck

Projekt-Initiator Bernhard Gelderblom vom Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte betont in seinem Entwurf, dass sich die Info-Stätte vor allem an Jugendliche richten soll (wir berichteten). Lehrer wie Bettina Tovar-Luthin (Deutsch, Geografie) vom Viktoria-Luise-Gymnasium und Henning Eimer (Geschichte, Deutsch, Politik) von der Handelslehranstalt sind von dem didaktischen Konzept für das Mahnmal überzeugt. Sie sind sich sicher, dass sich ein begehbarer Bückeberg gut für die Vermittlung komplexer Unterrichtsinhalte anbieten würde. Auch daran, dass die Info-Stätte von den Schülern angenommen werden würde, zweifeln die beiden Pädagogen nicht.

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Die entscheidende Frage, die sich Tovar-Luthin als Lehrerin immer wieder stelle, sei: „Welcher Schlüssel passt, um pubertierende Schüler zu erreichen?“ Vor diesem Hintergrund habe sie die Erfahrung gemacht, dass „originale Begegnungen“ gut funktionierten. Nicht obwohl, sondern gerade weil sich die Jugendlichen Tovar-Luthin zufolge heute „überwiegend in virtuellen Welten“ bewegten, mit ihren Smartphones, dem Tablet und am PC. Eine Stätte, wie sie am Bückeberg geplant ist, sei daher wie ein „Anker“, um Bildungsinhalte zu vermitteln. „Die neuen Informationen verknüpfen sich mit einem Erlebnis“, schildert die Lehrerin. „Die Schüler denken daran zurück und erinnern sich.“ Der Bückeberg als Info-Stätte böte sich zudem an, um „vom Nahen zum Fernen“ zu arbeiten. Schließlich befinde sich mit dem Bückeberg ein Geschichtskapitel von überregionaler Bedeutung unmittelbar vor der Haustür der Schüler. Es falle Schülern leichter, sich anhand eines Beispiels aus ihrem Lebensumfeld einem komplexen Thema anzunähern. So lasse Tovar-Luthin ihre Schüler im Deutschunterricht beim Thema Rhetorik eine Brücke schlagen: von den Reden von Propagandaminister Josef Goebbels zu den Propagandaveranstaltungen in Form der „Reichserntedankfeste“ am Bückeberg.

In Anbetracht dessen, dass unlängst nur drei ihrer Schüler im Alter von 17 Jahren etwas über die Geschichte des Bückebergs gewusst hätten, halte Thovar-Luthin die geplante Info-Stätte für „extrem wünschenswert“. Gleichwohl hält sie begleitende Führungen der Jugendlichen für unerlässlich. „Die Schüler vor eine Info-Tafel zu stellen, das reicht nicht“, meint sie.

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Deshalb mahnt Lehrer Henning Eimer, dass die Texte auf den Tafeln nicht zu lang werden dürften. „Niemand liest stundenlang auf einem Feld“, befindet Eimer. Doch den Bückeberg als informative Begehungsstätte befürwortet er.

Eimer kritisiert die Gegner der Stätte für den Versuch, die Reicherntedankfeste auf eine lokale Bedeutung herunterzureden. „Sie waren von überregionaler Bedeutung“, sagt er. Er könne zwar nicht für alle Bundesländer sprechen, aber er wisse von vielen, dass die Reichserntedankfeste am Bückeberg in den Lehrbüchern, etwa von Hessen und Berlin, thematisiert würden. Das Bild von Recihskanzler Adolf Hitler, wie er über den Bückeberg geht, sei „ein Klassiker“.

Die Reichserntedankfeste am Bückeberg bieten sich laut Eimer gut als Unterrichtsinhalt an. An ihnen ließen sich mehrere Grundpfeiler der NS-Herrschaft veranschaulichen: Propaganda und die Stärkung der Volksgemeinschaft durch Massenveranstaltungen und die Ausgrenzung anderer, das faschistische Führerprinzip der sogenannten charismatischen Herrschaft am Beispiel von Hitlers Auftreten am Bückeberg, die den Reichserntedankfesten zugrunde liegende NS-Ideologie von „Blut und Boden“ sowie der Militarismus. Auf Veranstaltungen wie den Reichserntedankfesten habe die Verführung begonnen, die in den KZs geendet habe. Dies sollen, so der Plan des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte, Besucher und vor allem Schüler direkt vor Ort anhand von Info- und Bilder-Tafeln, Führungen und Rekonstruktionen nachvollziehen können. „Das ist dann wie eine Zeitmaschine“, sagt Eimer. Daher lautet sein Fazit: „Der Bückeberg eignet sich sehr dafür, es Schülern zu ermöglichen, sich Aspekte der NS-Herrschaft eindrücklich erschließen zu können.“

Schon häufig habe er mit Schülern Exkursionen zum Bückeberg unternommen. Das Interesse sei da, sagt Eimer. Zudem spreche aus den Schülern oft Verwunderung. Eimer: „Sie sind erstaunt, dass sie in der Nähe eines so bedeutsamen Ortes der Nationalsozialisten wohnen – und dass sie erst so spät darüber erfahren.“

DEWEZET

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