Münchhausen-Gebäude restauriert

Vom Armenhaus zum schmucken historischen Kleinod

Das kleinere Armenhaus am Kirchplatz bildet mit dem ehemaligen Wisselschen Haus an der Langen Straße ein feines Ensemble. Foto: pj

Das kleinere Armenhaus am Kirchplatz bildet mit dem ehemaligen Wisselschen Haus an der Langen Straße ein feines Ensemble. Foto: pj

HESSISCH OLDENDORF. Denkmalgeschützte Häuser sind ein Faible von Annika und Stephan Piontek. Nach dem ehemaligen Blumengeschäft Hennecke an der Langen Straße 62 hat das Ehepaar auch das ehemalige Armenhaus gleich in der Nähe am Kirchplatz 5 erworben. Architekt Michael Wunder aus Fischbeck entwirft die Bauzeichnung. Nun ist der Hausbesitzer selbst dabei, in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wie beim vorherigen Projekt, auch dieses jahrhunderte alte Gebäude, das einmal zum Münchhausen-Schloss an der Weserstraße gehörte, zu restaurieren.

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Begonnen haben die Arbeiten am Kirchplatz 5 bereits im Dezember. Das Ehepaar Piontek lässt die alten Eichenbalken abstrahlen. Nicht so einfach, denn das Holz ist wie an vielen anderen Gebäuden in der Stadt nicht offenporig gestrichen, sondern mit Elefantenhaut überzogen worden. Den Balken hat dies an manchen Stellen sichtbar nicht gutgetan. Vor allem unter den Fenstern hat der Zahn der Zeit am Holz genagt. „Hier werden die Eichenbalken ersetzt“, erklärt Stephan Piontek. Und mit den neuen Fenstern auch passende Fensterbänke angebracht, die verhindern, dass Wasser dem Holz schaden wird.

Vorder- und Rückseite des klein anmutenden Hauses sind Fachwerk, an den Seiten wird hinter den großen Asbestplatten, die natürlich auch verschwinden werden, Beton sichtbar. Im Innern des früheren Armenhauses sind die Wände aus Holzständerwerk, das ausgemauert ist. Hier finden sich Lehmschlag und Backsteine. Piontek bedauert, dass die alten breiten Dielen der Fußböden durch unsachgemäße Behandlung nicht wieder aufgearbeitet werden können. Beim Restaurieren des alten Gebäudes legt der Besitzer selbst Hand an. Altes wird wie an der Langen Straße 62 mit Neuem verbunden. Wenn es um moderne Technik, Elektro- und Sanitärgewerke geht, greift er natürlich auf Fachfirmen zurück.

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Problemlos lassen sich die letzten Jahrzehnte des 1772 wiederaufgebauten Armenhauses verfolgen. Zuletzt haben mehrere Generationen der Familie Riechert hier gewohnt. Sie haben das Haus in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts von Inge und Friedrich-Wilhelm Diers gekauft, die nach dem Erwerb des Müchhausen-Schlosses im Jahr 1966 auch die zum früheren adeligen Besitz gehörenden Häuser erworben haben. Ein altes Fachwerkhaus, das rechts neben der Einfahrt zum Gutshof gestanden hat, ist wegen des schlechten Zustands abgetragen und anderenorts wieder aufgebaut worden, das Haus am Kirchplatz 5 an Familie Riechert verkauft worden.

Wie alt das früher zum Münchhausen-Besitz gehörige Haus mit den rund 100 Quadratmetern Wohnfläche tatsächlich ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Auf einer Holztafel über dem Hauseingang am Kirchplatz 5, die der Heimatverein angebracht hat, steht: „Im Jahre 1772 haben der Hochwohlgeborenen Freyherr Albrecht Emond Georg von Münchhausen … dieses zu hiesigem adligen von Münchhausen′schen Hause gehörige Armenhaus auf ihre Kosten von Grund auf wieder aufbauen lassen.“ Die Antwort, warum es gerade in diesem Jahr gewesen ist, gibt die Geschichte. 1770 bis 1772 haben auch die Menschen im Weserbergland nach drei verheerenden Missernten Hunger und Not erfahren müssen.

Somit fördern wir Maßnahmen an stadtbildprägenden und denkmalgeschützten Häusern mit einem 30-prozentigen Zuschuss auf die nachgewiesenen Kosten mit maximal 10 000 Euro.

Heiko Wiebusch, Fachbereichsleiter

„Armenhäuser zu bauen und zu renovieren war verbreitet“, weiß Otto Freiherr von Blomberg. Der Nachkomme derer von Münchhausen und Heimatforscher meint damit seine adeligen Vorfahren. „In einer Dissertation über Ludolf von Münchhausen ist zu lesen, dass bereits 1576 aus dem Vermögen seiner verwitweten Großmutter Mette Büschen geborene Holle das Armenhaus mit zehn goldenen Talern jährlich bezuschusst wurde. Nicht auszuschließen, dass dies schon das heutige Armenhaus am Kirchplatz war“, hat der Münchhausen-Experte Otto Freiherr von Blomberg in alten Dokumenten gefunden. Das Armenhaus am Kirchplatz ist übrigens nicht das einzige in der Weserstadt. Auch an der Schulstraße hat es innerhalb des Stadtwalls von Hessisch Oldendorf früher ein solches gegeben, das seit Jahrzehnten vor sich hin verfällt, während am Kirchplatz 5 im April eine junge Familie einziehen wird.

Damit Gebäude wie das vom Ehepaar Piontek an der Langen Straße und am Kirchplatz erhalten und in guten Zustand gebracht werden, haben die Verantwortlichen in der Weserstadt einen Zuschusstopf aufgelegt. „Damit fördern wir Maßnahmen an stadtbildprägenden und denkmalgeschützten Häusern mit einem 30-prozentigen Zuschuss auf die nachgewiesenen Kosten mit maximal 10 000 Euro“, erklärt Fachbereichsleiter Heiko Wiebusch. Und er fügt an, dass „die Maßnahme vorher beantragt werden und förderfähig sein muss“. Er ist im Rathaus auch der Ansprechpartner, wenn es um Zuschüsse im Rahmen von „Hessisch Oldendorf baut um“ geht.

DEWEZET

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