Landrat lud zu Treffen im Kreishaus

Landkreis, Stadt und Sinti gehen aufeinander zu

Landrat Tjark Bartels im Gespräch mit Sinti im Kreishaus. Foto: pk

Landrat Tjark Bartels im Gespräch mit Sinti im Kreishaus. Foto: pk

Anlass für Bartels’ Einladung war die Dewezet-Serie „Familie Weiß – Sinti in Hameln“, in der das früher problematische Verhältnis zwischen der Stadt Hameln und der Hamelner Sinti-Familie Weiß dokumentiert wurde, aber auch Probleme der Gegenwart behandelt wurden. Vor diesem Hintergrund erinnerte der Landrat, der die 16-köpfige Gesprächsrunde moderierte, noch einmal daran, dass die behördlichen Repressalien, denen die Sinti in den 1950er und 60er Jahren ausgesetzt waren, teilweise von den selben Akteuren ausgingen, die im Dritten Reich etwa mit der Judenverfolgung betraut waren. Die Stadt Hameln, vertreten in Person von Stadträtin Martina Harms, äußerte sich zu diesem kläglichen Kapitel der Stadt an diesem Abend nicht.

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Im weiteren Gesprächsverlauf ging es um Diskriminierung und gegenseitige Anerkennung. Der Hamelner Sinto Reilo Weiß (70) appellierte an Sinti und Nicht-Sinti, mehr aufeinander zuzugehen. Nur wenn man einander kennenlerne, so Weiß, könnten Vorurteile abgebaut werden. Horst Rosenberg (57), Hamelner Sinto und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Niedersächsischen Beratungsstelle für Sinti und Roma in Hannover, merkte an, dass die Sinti aufgrund ihrer Verfolgungsgeschichte „sehr empfindlich“ seien. Dies führe dazu, dass manches Verhalten, etwa von Sachbearbeitern auf dem Amt, von Sinti als diskriminierend empfunden werde, obwohl es gar nicht so gemeint sei.

Das Ziel darf nicht sein, die Sinti zu assimilieren.

Horst Rosenberg, Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Niedersächsischen Beratungsstelle für Sinti und Roma

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Da an diesem Abend wiederholt von Deutschen auf der einen und Sinti auf der anderen Seite die Rede war, betonte Bartels, dass auch die deutschen Sinti deutsche Staatsbürger seien, welche die selben Rechte und Pflichten haben wie alle anderen auch. Gleichwohl bekräftigte Rosenberg, dass das Ziel nicht sein dürfe, die Sinti, die eine eigene Kultur und Sprache haben, zu assimilieren. „Man muss einander mit seinen Andersartigkeiten akzeptieren“, sagte er.

Martina Harms sprach von einer gewissen Hilflosigkeit aufseiten der Stadt in Bezug darauf, die Sinti zu erreichen. Als Ansprechpartnerin für die Sinti verwies sie etwa auf die städtische Integrationsmanagerin. Ferner schlug sie vor, dass sich die Sinti etwa am „Tag der Kulturen“ beteiligen und so von der Möglichkeit Gebrauch machen könnten, ihre Kultur in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Rosenberg befürwortete diesen Vorschlag zwar, da etwa „Musik immer geeignet sei, einander kennzulernen“. Aber auf das gemeinsame Feiern folge der Alltag. So würde er etwa eine öffentlich geführte Diskussion zwischen Sinti und Nicht-Sinti begrüßen.

Ferner bräuchten die Sinti dauerhaft einen öffentlichen Ansprechpartner für ihre kulturellen und sozialen Belange sowie für kommunale Hilfsangebote und als Begleitung auf den Ämtern. Zur Untermauerung dieses Ansinnens händigte Rosenberg Landrat Bartels und Stadträtin Harms ein Schreiben der Niedersächsischen Beratungsstelle aus. Demnach habe diese bereits beim Niedersächsischen Sozialministerium für das Jahr 2018 Fördermittel für eine entsprechende Stelle mit eigenem Beratungsraum in Hameln beantragt. Sowohl Landrat Bartels als auch Stadträtin Harms signalisierten Unterstützung. Denkbar seien etwaige Räumlichkeiten im Englischen Viertel. In einem weiteren Gespräch mit dem Vorsitzenden der Beratungsstelle, Manfred Böhmer, solle die Idee in Kürze vertieft werden.

Als weitere Idee stehen von Sinti geleitete Musikkurse an der Volkshoch- oder Musikschule im Raum.

DEWEZET

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