Denkmalschutz – Rat soll öffentlich beraten
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Emmerthal (cb). Die Freie Wählergemeinschaft Emmerthal (FWE) hat eine öffentliche Sondersitzung des Gemeinderates zu den Planungen einer Gedenkstätte für den Bückeberg als früheren Austragungsort der Reichserntedankfeste im Nationalsozialismus gefordert. FWE-Fraktionsvorsitzender Ernst Nitschke begründet dies mit dem öffentlichen Interesse der Einwohner, so dass dieses Thema „nicht hinter verschlossenen Türen behandelt werden“ dürfe. Damit reagierte die FWE auf die Ratssitzung in der vergangenen Woche, als sich die Politik im nichtöffentlichen Teil mit dem Bückeberg befasst hatte.
Am letzten Donnerstag hatten der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom und Rolf Keller von der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten mit Sitz in Celle unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Rathaus zum geplanten Denkmalschutz Rede und Antwort gestanden. Zwar hatte Nitschke schon bei der Sitzung beantragt, dies im öffentlichen Teil zu erörtern. Als dies mehrheitlich abgelehnt worden war, verließ Nitschke die Sitzung vor den Beratungen über den Bückeberg. In dieser Woche erneuert die FWE nun den Antrag mit dem Wunsch nach einer Sondersitzung.
Grundsätzlich sieht Bürgermeister Andreas Grossmann keine Bedenken, das Thema vor Zuhörern politisch zu diskutieren. „Aber nach dem derzeitigen Verfahrensstand steht nichts zur Entscheidung“, meinte er. Dass nun in der jüngsten Ratssitzung wie geschehen verfahren worden sei, gehe auf einen einmütigen Beschluss des Verwaltungsausschusses, dem mit Hans-Henning Fenske ein FWE-Ratsherr angehöre, im Herbst zurück. Damals sei Tenor gewesen, sich dem Dialog zu öffnen und sich in einem weiteren Schritt von denen, die das Thema Denkmalschutz federführend betreiben würden, zunächst nicht öffentlich informieren zu lassen, erläuterte Grossmann.
Wie unsere Zeitung im Oktober berichtete, hatte Lutz Stratmann (CDU), niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur und damit zuständig für den Denkmalschutz, gegenüber der Dewezet ein Expertenworkshop für das Frühjahr zum Bückeberg angekündigt. „Die mögliche Aufnahme des Geländes in das Verzeichnis der Baudenkmale muss besonders sorgfältig erwogen werden, da auch Bedenken zu berücksichtigen sind“, so Stratmann im Herbst. „Um in dieser umstrittenen Situation die bestmögliche Lösung zu finden, sind wir mit Experten aus ganz Deutschland in Dialog getreten. Die Ergebnisse dieser Gespräche werden in die Entscheidungsfindung einfließen.“
Bürgermeister Grossmann sagte, dass die Einwohner nach wie vor auf dem gleichen Informationsstand seien wie die Politik, die sich lediglich noch einmal aus erster Hand habe die Fakten darlegen lassen. Keller von der Gedenkstättenstiftung habe erneut bekräftigt, dass am Bückeberg kein Dokumentationszentrum geplant sei. Der Bürgermeister sagte, dass er die Verantwortlichen immer darauf hingewiesen habe, behutsam mit den Sorgen, die hier vor Ort bestehen, umzugehen. Sollte es zu einer Entscheidungsfindung in Emmerthal kommen, dann müsse darüber aber selbstverständlich öffentlich beraten werden.
Noch keine
Detailplanung
Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Rolf Keller sieht derzeit keinen Bedarf für eine Sondersitzung des Rates. „Wir haben uns das erst einmal angehört“, meinte er. Nach seiner persönlichen Auffassung sollte am Bückeberg zwar alles so bleiben, wie es ist, so Keller, dennoch: „Wir werden zunächst in unserer Fraktion beraten, um ein Meinungsbild zu finden.“ Dem wolle er derzeit nicht vorgreifen. Ähnlich sieht es Ruth Leunig, Vorsitzende der SPD-Fraktion, die ebenfalls von unterschiedlichen Ansichten in ihrer Partei weiß. Aber derzeit gebe es nichts zu entscheiden, sei es lediglich um Informationen gegangen. Ihre Nachfrage, „ob alles schon festgezurrt ist“, habe Keller von der Gedenkstättenstiftung im Rat verneint. Alles sei offen, in einem Gespräch in der obersten Denkmalschutzbehörde im Ministerium sollten dann Ideen gesammelt werden. Und damit würde man wieder auf die Gemeinde zukommen, zitierte die Fraktionsvorsitzende aus der Sitzung. Ruth Leunig: „Das ist dann der nächste Schritt, um öffentlich zu beraten.“
Rolf Keller von der Gedenkstättenstiftung (li.) und Bernhard Gelderblom informierten den Rat. Fotos: gm
Der Bückeberg, auf dem in den dreißiger Jahren mit den Reichserntedankfesten NS-Propagandaveranstaltungen stattgefunden haben, könnte unter Denkmalschutz gestellt werden. Das Thema Reichserntedankfeste gilt als wichtiger Schlüssel für das Verständnis der NS-Herrschaft.
Foto: Wal
DEWEZET