„… man bekommt auch viel zurück“

Informationsabend des Hospizvereins zur „Ambulanten Kinderhospizarbeit“

In der Gesprächsrunde (v. re.): Regina Stelter, Bärbel Grupe und Sandra Mundhenk. Foto: ti

In der Gesprächsrunde (v. re.): Regina Stelter, Bärbel Grupe und Sandra Mundhenk. Foto: ti

Die Stille erzeugte die ruhige Stimme einer Mutter, die, begleitet von Regina Stelter vom Hospizverein und Uta Heißmeyer von der ambulanten Kinderhospizarbeit, eindringlich und emotional mitnehmend den Alltag mit ihrer erkrankten und inzwischen verstorbenen Tochter Marlies schilderte. Das Mädchen war in ihrer Entwicklung durch einen Sauerstoffmangel nach der Geburt geschädigt. Als Dreijährige war sie von den behandelnden Ärzten aus dem Krankenhaus zum Sterben nach Hause entlassen worden. Doch sie überlebte diese Phase. Erst im Alter von fast 20 Jahren löschte ein Infekt ihr Lebenslicht.

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Ihre Lebenszeit war geprägt von Bettlägerigkeit, erheblich eingeschränkter Mobilität und Selbstständigkeit, medizinischer Versorgung und Ernährung über eine Sonde. Trotz vieler fröhlicher und schöner Momente innerhalb der fünf-köpfigen Familie bedeutete es eben auch eine nahezu vollständige 24-Stunden-Betreuung, die vorrangig von der Mutter geleistet worden ist. Neben der ohnehin schon ausgeübten Vorsicht, eine eingeschleppte Infektion zu vermeiden, erhöhte die Pandemiezeit mit dem Coronavirus zusätzlich die Isolation der Familie.

Es war leicht nachvollziehbar und vorstellbar, welche Kraft und Energie dieses Leben allen in der Familie abverlangte. Als helfender und stärkender guter Geist gelangte Uta Heißmeyer als ausgebildete Angehörige der „Ambulanten Kinderhospizarbeit“ in die Familie. Sie konnte bei vielen Tätigkeiten helfen, aber vor allem sich auch um die weiteren Angehörigen der erkrankten Marlies kümmern und auf diese Weise die Mutter unterstützen.

Wie für die Angehörigen entlastend und segensreich die Arbeit der „Ambulanten Kinderhospizarbeit“ sein kann, schilderten in einer Gesprächsrunde mit Regina Stelter auch zwei ausgebildete Frauen aus der Kinderhospizarbeit. Seit zwei Jahren sind Sandra Mundhenk aus Bad Pyrmont und Bärbel Grupe aus Bodenwerder als fortgebildete Fachkraft ehrenamtlich in diesem Aufgabengebiet tätig. Dabei decken die beiden Frauen das gesamte Gebiet des Landkreises Hameln-Pyrmont ab.

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„Wir gehen nach Bedarf in die Familien, in erster Linie, um die Angehörigen zu unterstützen und so die pflegende Person zu entlasten. Oft ist es so, dass durch die enorm zeitaufwendige Pflege des oder der Erkrankten der Rest der Familie sozusagen hinten runterfällt, weil weder Kraft noch Zeit für sie bleiben. Was bleibt, ist das schlechte Gewissen bei der Mutter oder die wartende und frustrierte Leere bei den anderen Kindern“, weiß Sandra Mundhenk. Hier läge nun ihr Hauptaugenmerk, beispielsweise einfach einmal etwas mit den anderen Kindern der Familie zu unternehmen, etwas gemeinsam mit ihnen zu machen, um deren Alltag schöner zu gestalten und so zu entlasten.

„Neben der ambulanten Kinderhospizarbeit“, so informierte Regina Stelter, „gäbe es auch zum Beispiel das stationäre Kinderhospiz in Syke. Mit dieser Einrichtung hat der Hospizverein Bad Pyrmont eine Kooperation. Im Gegensatz zu der ambulanten, also der aufsuchenden Hospizarbeit biete die stationäre Einrichtung Aufenthalt für das erkrankte Kind gemeinsam mit dessen Familie. „Hier geht es darum, dass auch das Umfeld des Kindes Ruhe und Entlastung findet, um Energie für die Rückkehr in den belastenden Alltag schöpfen zu können. Im Gegensatz zum Erwachsenenhospiz geht es hier also nicht um die stationäre Sterbebegleitung, sondern ist eher als eine Rehabilitation von Körper und Seele zu verstehen.“

Der Abend war mit seinen emotionalen Eindrücken für manchen Anwesenden möglicherweise auch belastend. Doch wie die Hospizangehörigen in den Gesprächen mit einem Lächeln versicherten, könne diese Tätigkeit tatsächlich erfüllend sein, denn man erhalte unglaublich viel zurück.

DEWEZET

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