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70 Jahre Pyrmonter Nachrichten: Ein Rückblick auf die Anfänge

Hier wurde(n) Geschichte(n) geschrieben: Die Bad Pyrmonter Geschäftsstelle vor ihrem Umbau und jetzigem Umzug. Jahrzehntelang befand sich das Zeitungsdomizil an der Rathausstraße. Foto: Archiv

Hier wurde(n) Geschichte(n) geschrieben: Die Bad Pyrmonter Geschäftsstelle vor ihrem Umbau und jetzigem Umzug. Jahrzehntelang befand sich das Zeitungsdomizil an der Rathausstraße. Foto: Archiv

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Doch wenn wir etwas in Bad Pyrmont werden wollten, wenn uns die Menschen akzeptieren sollten, dann musste auch ein eigener Titel her. Einer, mit dem sich die Menschen in Bad Pyrmont identifizieren konnten“, erinnerte sich einmal Hermann Spohr, ein Redakteur der ersten Stunde, der mittlerweile verstorben ist, gegenüber dem Autor.

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So erschien auf sein Betreiben hin am 1. Juni 1951 die verselbstständigten „Pyrmonter Nachrichten“, später mit dem noch heute bestehenden Zusatz „Lügder Nachrichten“ für die Leser im lippischen Teil des Emmertals. Das selbstgesetzte Ziel war es, „die Verbundenheit von Stadt und Land unserer Heimatlandschaft zu fördern und als Mittler zwischen Einwohnerschaft und allen für das Wohl von Stadt und Staatsbad verantwortlichen Behörden im Sinne einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu wirken“, wie es in einer Mitteilung des Verlags damals hieß.

Anfangs wurden die amtlichen Bekanntmachungen der Stadt abgeschrieben

„Anfangs bin ich losgelaufen und habe die amtlichen Bekanntmachungen der Stadt per Hand abgeschrieben, um sie dann in den Pyrmonter Nachrichten zu veröffentlichen. Und wenn die Totenglocke läutete, besuchten wir die Angehörigen und besprachen mit ihnen die Todesanzeige“, erzählte Hermann Spohr immer gerne. Spohr, zuvor Mitarbeiter der Volkshochschule, hat über viele Jahre die Zeitung in Bad Pyrmont geprägt, erst im Anzeigenbereich, später als Geschäftsstellenleiter und lange Jahre dann als Redakteur „oh“ – erst nur im Sport, dann auch in Sachen Politik und Stadtgeschehen.

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Doch noch ein Name ist mit den PN ganz eng verbunden: Heinzfriedrich Müller, besser bekannt unter dem Kürzel „hfM“. Nachdem das „Redaktionspärchen“ Birk und Klett in der Anfangszeit die Redaktion darstellten, kam nach ihrem Weggang „hfM“ als Redakteur in die Kurstadt tatkräftig von seiner Frau Ingeborg unterstützt, die als freie Mitarbeiterin sogar schon vor ihm in Bad Pyrmont tätig war.

Erst erschienen die Pyrmonter Nachrichten noch als Mittagszeitung – nachts wurde geschrieben

Damals erschienen die Pyrmonter Nachrichten noch als Mittagszeitung. Das bedeutete, dass Veranstaltungen, die am Abend waren, noch in der Nacht geschrieben werden mussten. Die Manuskripte kamen dann in den Redaktionsbriefkasten, von dort zum Bahnhof und ab mit dem Zug nach Hameln. Dort wurden die Texte gesetzt und erschienen am anderen Mittag.

Damals hatte die Kurstadt einen großen Namen. Viele Großstädte waren im Krieg durch Bombenangriffe beschädigt worden, und so fanden zahlreiche große Kongresse und Tagungen von Ärzten und Verbänden auf Landes- und Bundesebene im verschonten Bad Pyrmont statt. Es gab große Tanz- und Schachturniere, gesellschaftliche Ereignisse und Gastspiele bekannter Künstler. „In Bad Pyrmont war immer etwas los, die Stadt blühte so richtig auf“, schwärmte noch Jahrzehnte später die in diesem Frühjahr verstorbene Ingeborg Müller.

Rund 400 Exemplare wurden anfänglich von der Tageszeitung gedruckt. Der Lokalteil Bad Pyrmont war auf Seite 3 zu finden. Und die Zeitung war begehrt, denn damals hatte sie einen noch höheren Stellenwert bei der Verbreitung von Nachrichten, zumal das Fernsehen erst später kam. An Internet dachte damals noch niemand. „Wer Zeitungen hatte, war gut dran. Dazu noch Kohle oder Briketts, und schon brannte der Kanonenofen“, pflegte Spohr zu scherzen.

Frau von Rühle ging immer mit Turnschuhen ins Theater – angeblich eine Idee aus New York

Unvergessen ist auch eine andere freie Mitarbeiterin der PN: Frau von Rühle. Sie kam immer mit Turnschuhen ins Theater, tauschte diese im Foyer gegen „abendfähige“ Schuhe. Eine Eigenart, die sie sich angeblich in New York abgeschaut haben soll. Ihren Füßen dürfte es auf jeden Fall gutgetan haben.

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Untrennbar mit den Pyrmonter Nachrichten verbunden ist bis heute natürlich auch das bei vielen Leserinnen und Lesern bekannte wie beliebte Kürzel „Hei“, unter dem Karin Heininger schreibt und die getrost zur Geschichte der PN gezählt werden darf. Seit sage und schreibe 52 Jahren ist sie als freie Autorin für die Zeitung im Einsatz. „Hei“ ist Profi, hat als Redakteurin für die „Main-Post“ in Würzburg gearbeitet und sich seit ihrem Umzug nach Bad Pyrmont Ende der 1960er Jahre ausgiebig dem kulturellen Leben der Kurstadt gewidmet, immer wieder gerne auch ihrer persönlichen Leidenschaft, dem Theater. Sie ist der beste Beweis dafür, dass Schreiben geistig fit hält.

Noch etwas entstand schon früh in Bad Pyrmont: Der „Pyrmonter Rundblick“, das erste Anzeigenblatt im Verlag CW Niemeyer, mit dem die Pyrmonter und später auch Lügder Geschäftsleute in ihrer Werbung unterstützt wurden. Der Rundblick ist später in den Titeln „Hallo Mittwoch“ und „Hallo Sonntag“ aufgegangen, heißt jetzt „Hallo Pyrmont“.

Kontinuierlich hat sich alles bis heute weiterentwickelt, Anfang der 1990er Jahre ersetzen die Computer die Schreibmaschinen, wenig später die Digitalfotografie die analoge Fotografie, und das Internet bekam für die Zeitung eine immer größere Bedeutung. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht mit den Pyrmonter Nachrichten.

DEWEZET

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