Auf Rollen in eine märchenhafte Welt: Ukrainische Kinder beim VfR Aerzen aufgenommen
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Trainerin Andrea Pieper zeigt Anna, Milana und Anastasiia (v. li.) die Grundlagen des Rollkunstlaufs. Foto: sbr
Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat unzählige Menschen dazu veranlasst, ihre Heimat gen Westen zu verlassen. Viele von ihnen sind nur um Haaresbreite dem Tod entkommen. Da interessiert sich niemand mehr für Haarlängen. Zu den Geflüchteten aus der Ukraine, die mittlerweile im Flecken Aerzen Zuflucht gesucht haben, gehört auch die elfjährige Anna.
Sie stammt aus Sumy, einer 270 000-Einwohner-Stadt im Nordosten der Ukraine. In den ersten Tagen des russischen Überfalls erlebte die Stadt schwere Gefechte zwischen russischen Angreifern und ukrainischen Verteidigern. Am 9. März konnten 44 000 Menschen in 10 000 Privatautos und 85 Bussen Sumy verlassen, darunter auch Anna und ihre Familie.
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Anna (11) hat in der Ukraine erfolgreich Inline-Artistic betrieben. Foto: pr
Seither ist für den Teenager nichts mehr, wie es bisher war. Neben der Schule pflegte Anna in ihrer Heimat zahlreiche Hobbys: Freunde treffen, Tanzen, Pilates und Yoga, aber auch Inline Artistic zählen zu ihren ganz großen Leidenschaften. Nun muss sie sich in einem noch fremden Land mit einer noch fremden Sprache neu orientieren. Wir treffen sie in der Aerzener Hummetalsporthalle – auf Rollschuhen.
„Wir möchten dazu beitragen, dass die Geflüchteten aus der Ukraine inmitten unseres Vereinslebens über den Sport ein bisschen Normalität in ihr Leben zurückbekommen und auch, dass Kontakte entstehen, die das Ankommen erleichtern“, erklärt Andrea Pieper, die Jugend- und Pressewartin des VfR Aerzen. Anfangs ist es für Anna ungewohnt gewesen, von den ihr vertrauten drei Rollen plus Stopper aus dem Inline-Kunstlauf auf die Rollschuhe mit vier Rollen ohne Stopper umzusteigen, die im Rollsport zum Einsatz kommen, aber nach mittlerweile vier Wochen dreht Anna bereits routiniert ihre Runden durch die Halle.
Inline Artistic Skating ist zwar eine Disziplin des Rollkunstlaufs, orientiert sich aber technisch eher am Eiskunstlauf, berichtet Andrea Pieper weiter. Sportlich kann Anna also an ihr altes Leben anknüpfen, aber wie meistert sie die sprachliche Barriere? „Mit Händen und Füßen, irgendwie funktioniert das immer“, berichtet Andrea Pieper.
Ganz neu in der Trainingsgruppe sind Anastasiia (8) und Milana (9). Sie haben ebenfalls das VfR-Angebot angenommen, in den Aerzener Rollsport hineinzuschnuppern. Für die beiden Mädchen ist der Rollsport noch etwas ungewohnt, aber sie lernen schnell. Ihnen gefällt vor allem das Rollschuhlaufen in der Gruppe, wie sie sagen. Es ist ein bisschen wie Spielen mit Freunden. Und neben dem spielerischen Training haben die Rollsportler und Rollsportlerinnen in Aerzen natürlich auch wieder ein ganz großes Ziel vor Augen.
„Wir hoffen, dass es in diesem Winter mit der Aufführung unseres aktuellen Rollschuhmärchens ,Rapunzel‘ klappt. Wir hatten bereits alles vorbereitet, konnten aber coronabedingt in der vergangenen Saison nicht starten. Und natürlich dürfen auch Anna, Anastasiia und Milana daran teilnehmen und vielleicht kommen ja noch mehr ukrainische Kinder“, so die Hoffnung von Andrea Pieper.
Schnuppertraining ist immer mittwochs ab 16 Uhr in der Aerzener Hummetal-Sporthalle. Für Geflüchtete aus der Ukraine ist die sogenannte VfR-Schnuppermitgliedschaft kostenlos. Anmeldung unter Telefon 05154/3990.
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