Hameln. Hinter den Kulissen der SG Hameln 74 rumort es gewaltig. Jetzt kommen vereinsinterne Querelen ans Licht der Öffentlichkeit. Der Vereinsvorstand um Ulrich Scharf und Walter Mey vom Vorstand geht auf Konfrontationskurs mit Manager Thomas Thimm und erhebt schwere Vorwürfe gegen ihn.
Friede, Freude, Eierkuchen – das war einmal. Die sonnigen Tage beim jahrelang erfolgreichen Fußballklub SG Hameln 74 sind hinter einer vereinsinternen Gewitterfront verschwunden. Donnergrollen ist Trumpf. Es kracht beim jetzigen Landesligisten gewaltig zwischen Vorstand und Manager Thomas Thimm, der sich vor einiger Zeit über die mangelnde Unterstützung der 1. Herrenmannschaft beklagt hatte. Nun reden Schatzmeister Ulrich Scharf und der kommissarische Vorsitzende Walter Mey Tacheles und nehmen den Sportchef dabei mächtig ins Visier. Starker Tobak. Ein großes Thema sind natürlich die Finanzen. Dass die Kasse längst nicht mehr gut gefüllt ist, ist zwar ein offenes Geheimnis, doch wie es zum Dilemma kam, schon eher. Als der kometenhafte Aufstieg der SG Hameln 74 begann, soll Thimm, damals noch 1. Vorsitzender des Vereins, schon in der Kreisliga Spieler mit guten Gehältern gelockt haben. Woher das Geld aber stammt, wusste eigentlich keiner im kleinen Fußball-Kosmos des Kreises. Dafür rankte sich eine Legende an die andere. Sogar von einer großen Erbschaft war in der Gerüchteküche die Rede. „Das ist alles Quatsch. Der Verein hat das Geld durch Veranstaltungen wie etwa die Rattenfängertrophy selbst erwirtschaftet“, stellte Ulrich Scharf klar.
Doch der stete Einkauf teurer Spieler wurde plötzlich zu einem großen Problem. „Deren Gehälter wurden wohl nicht ordnungsgemäß angemeldet“, glaubt Scharf und meint Thimm. Bei drei Schatzmeistern innerhalb weniger Jahre aber vielleicht auch nur ein Flüchtigkeitsfehler an anderer Stelle. Und so stand 2014 plötzlich das Finanzamt mit einer Forderung, die sich im beträchtlichen fünfstelligen Bereich bewegte, vor der Tür. Ein großer Schock für den Klub aus der Nordstadt. „Daran haben wir heute noch zu knabbern, auch wenn sich die finanzielle Spannung diesbezüglich gelegt hat“, gibt Scharf den Stand der Dinge wieder. Als Glücksfall entpuppte sich das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach im Mai, das übrigens Thimm nach Hameln holte. Mit den Einnahmen wollte sich der Verein vorerst sanieren, doch die Vorstellungen von Vorstand und Manager drifteten dabei weit auseinander. „Wir haben zwei Konten – eins für den Gesamtverein und eins für die 1. Herren. Das Problem ist dabei, dass das Konto der Landesligamannschaft nach Meinung unseres Managers die absolute Priorität haben müsse. Von unserer Jugendabteilung oder den anderen Sparten wollte er nichts wissen“, moniert Scharf und stellt fest: „Es hat sich ein Verein im Verein gebildet.“ Der Manager soll den Vorstand aufgefordert haben, noch mehr Geld in die Herren zu pumpen. Thimm sieht das anders: „Ich habe nur gefordert, das der Verein das Trainergehalt zahlt.“ Doch es war kein Geld mehr da. „Unsere finanzielle Knappheit ging sogar so weit, dass die Mannschaft in der Rückrunde der Saison 2014/15 auf Geld verzichtet hat – wir hätten die Gehälter nicht mehr zahlen können“, gibt der Schatzmeister weitere Einblicke.
Thimm will sich die Vorwürfe aber nicht gefallen lassen. „Nach über 20 Jahren Vorstandsarbeit und 18 Jahren Rattenfänger-Trophy habe ich es nicht nötig, mich öffentlich diskreditieren und mich mit Dreck bewerfen zu lassen. Die Herren Mey und Scharf konstruieren wider besseren Wissen falsche Zusammenhänge, arbeiten mit falschen Aussagen und agieren meiner Person und meiner Familie gegenüber absolut rufschädigend“, wollte der Manager sogar einen Rücktritt nicht mehr ausschließen. Für den momentanen Vorstand, der am 20. Februar bei der Jahreshauptversammlung neu gewählt wird, steht trotzdem fest: „Wir können keine Mittel mehr zur Verfügung stellen.“
Fakt ist: Auf die SG Hameln 74 wartet eine ungewisse Zukunft. Auch sportlich, denn einige Spieler sollen sich schon umorientieren oder sich sogar abgemeldet haben wie beispielsweise Torhüter Frederick Quindt. Und dass Egcon Musliji zum TSV Havelse wechseln will und Josef Selensky eine Pause macht, steht ohnehin genauso fest wie der Wechsel von Trainer Paul Bicknell zum TSV Bisperode. „Davon haben wir nur aus der Presse erfahren. Unser Manager geht seine eigenen Wege“, macht Walter Mey keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. ro/awa
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