HEHLEN. Stephan Lange aus Hehlen hat nicht nur Benzin im Tank, der Motorrad-Rennsportler hat vor allem Benzin im Blut. Er steht mit seiner 160 PS starken Ducati Panigale vor dem Gewinn der deutschen Pro Thunder Master-Serie 2016. 25 Fahrer kämpfen um den Sieg. Nach acht von zehn Rennen führt Lange das Feld klar an.
Übrigens alles Amateure. „Da gibt es auch nicht viel zu gewinnen“, rückt Lange sofort gerade. Jeweils zweimal dröhnten bereits in Most (Tschechien), auf dem legendären Schleizer Dreieck, in Oschersleben und auf dem Hockenheimring die Motoren. Fast immer vor mehr als 10000 Zuschauern. Das Finale steigt am 1./2. Oktober erneut in Oschersleben. Sechsmal wurde der 37-jährige Motorrad-Freak aus dem Wesertal im Ziel bereits als Sieger abgewunken. Doch trotz der bislang erreichten 183 Punkte ist der Gesamtsieg noch nicht ganz in trockenen Tüchern.
Der Bayer Hans Paßberger (153) kann Lange den Gesamtsieg noch streitig machen. Doch daran will im Hehlener Rennteam niemand so recht glauben. In Oschersleben, wo Stephan Lange schon am dritten Renntag zwei Siege einfuhr und oft trainiert, soll am ersten Oktober-Wochenende der große Triumph gefeiert werden. Deshalb ist bei seiner vierköpfigen Crew auch noch zweimal absolute Teamarbeit angesagt. „Da muss alles zusammenpassen“, sagt Lange. „Und als Fahrer brauche ich einen freien Kopf.“ So kümmert sich seine Lebensgefährtin Tanja Weber an den Trainings- und Renntagen akribisch um das gesamte Drumherum. Die größte Last liegt aber bei seinen Mechanikern. Frank Salewsky und Robin Strenge stimmen Fahrwerk und Elektronik punktgenau und penibel vor den beiden Rennen ab. Denn da muss einfach „richtig Musik drin sein“.
Nicht nur auf dem Hockenheimring lief zuletzt alles wie geschmiert. „Das ist die schnellste Strecke, da wird vor der Parabolika-Kurve eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h erreicht.“ Klar, dass bei solchen Auftritten ohne die nötige Fitness, die er mit Physio Mirko Braune hochhält, kein Staat zu machen ist. Das bekam Lange besonders beim Rennen auf dem Schleizer Dreieck zu spüren. „Da ging die Jagd plötzlich durch das Maisfeld“, erinnert er sich genau. „Ich musste ausweichen, als der vor mir liegende Fahrer wegrutschte.“ Der Acker war die einzige Chance. Lange meisterte sie glänzend, kam zurück auf die Strecke und gewann mit fünf Sekunden Vorsprung. „Alles richtig gemacht“, kann er heute über die heikle Situation schmunzeln. Dazu hat Schleiz seinen besonderen Reiz. Der Kurs ist maximal nur zehn Meter breit. „Da ist nichts mit großen Auslaufflächen“, beschreibt Lange die älteste Naturrennstrecke Deutschlands, die teilweise sogar durch ein Wohngebiet führt. „Da herrscht am Tag vor dem Rennen noch ganz normaler Autoverkehr.“ Gefahren ist Stephan Lange auf vielen Rennstrecken Europas. Ein Traumziel hat er aber noch – die Tourist Trophy auf der Isle of Man. Doch da legt seine Lebensgefährtin ihr Veto ein: „Viel zu gefährlich.“
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