Ein ungewohntes Gefühl, denn seit Jahren hat Schostag, die eine der besten Torhüterinnen der 3. Liga ist, in Rohrsen zwischen den Pfosten eine Stammplatzgarantie. Wenn Schostag fit ist, führt an Rohrsens Klasse-Keeperin kein Weg vorbei. Das weiß auch Traege, die sich selbst zwar als „sehr ehrgeizig“ beschreibt, aber mit ihrer Rolle als Ersatzkeeperin kein Problem hat. „Das Verhältnis zwischen uns Torhüterinnen ist super.“ Das merkte man auch am Samstag, als Schostag auf der Tribüne mitfieberte und die junge und talentierte Torhüterin lautstark unterstützte. Die Rote Karte für Schostag, die vorläufig für zwei Wochen gesperrt ist, sei ein Schock gewesen, den auch Traege erst einmal verdauen musste: „Ich habe einige Minuten gebraucht, bis ich richtig im Spiel war.“ Die Niederlage verhindern konnte sie nicht, denn das Team von Rohrsens Coach Mike Bezdicek konnte nicht mehr an die starke Leistung der ersten 23 Minuten anknüpfen – und brach nach dem Seitenwechsel total ein. Dass es jetzt im Kampf um den Klassenerhalt eng wird, weiß auch Traege. Denn die HSG Osterode-Harz (33:30 gegen Dortmund II) nutzte die Gunst der Stunde und zog in der Tabelle an Rohrsen vorbei. Und auch die SG Knetterheide, die durch den 37:30-Sieg gegen Bremen die Rote Laterne an die HSG Menden (beide 14:34 Pkt.) übergab, ist dem MTV, der mit 15:33 Punkten auf dem zwölften (Relegations-)Platz steht, plötzlich wieder dicht auf den Fersen. Und ausgerechnet in den letzten beiden Saisonspielen gegen Union Halle und den Thüringer HC II wird Michaela Schostag als sicherer Rückhalt voraussichtlich fehlen.
Die Rotsperre für Michaela Schostag ist für Rohrsens zweite Torfrau auch eine Chance, die sie nutzen will: Es ist für Traege zwar eine große Verantwortung, die als Schostag-Ersatz auf ihren schmalen Schultern lastet: „Aber das ist kein Problem, weil ich das Gefühl habe, dass meine Mannschaft mich unterstützt und mir vertraut“, sagt Traege, die auch in der neuen Saison das Trikot des MTV Rohrsen tragen wird. Auch wenn es sportlich bisher nicht so gut lief wie erhofft, habe sie den Wechsel nach Rohrsen keine Sekunde bereut: „Die Mannschaft hat mich toll aufgenommen. Und auch mit Bezze als Trainer komme ich supergut klar.“
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