Hameln. Strahlt der Goldene Stern des Sports heute tatsächlich für den TC Hameln, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin den bedeutendsten Breitensportpreis überreicht? Unter den 17 beteiligten Vereinen muss sich der TC Hameln mit seinem Projekt Tor keinesfalls verstecken.
17 Vereine aus Deutschland sind für den Goldenen Stern des Sports nominiert, und der wird heute durch Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht. Berlin könnte für den TC Hameln auf jeden Fall eine Reise wert sein, denn mit dem „Projekt TOR“ hat der Turn-Club schon auf Landesebene überzeugt und wurde mit dem silbernen Stern ausgezeichnet. Mit TC-Sportlehrer Matthias Brachmann sprach die Dewezet-Sportredaktion vor der Preisverleihung über das Projekt und wie die Chancen für den Goldenen Stern stehen.
Herr Brachmann, was bedeutet eigentlich TOR?
T steht für Toleranz, vor allem gegenüber Andersdenkenden und Andersglaubenden. O für Offenheit, so auch gegenüber allen Sportarten. Und das R steht für Respekt. Wir wollen durch die Vielseitigkeit des Sports das Ansehen jedes Einzelnen fördern.
Seit wann läuft das Projekt beim TC?
Gestartet sind wir damit bereits 2007, da hieß es aber noch nicht TOR. Seitdem gehen wir mit unserem Projekt in die Kindertagesstätten und Grundschulen. Also dahin, wo viele Kinder vor Ort sind. Mit denen machen wir dann einmal in der Woche Sport.
Was erwartet einen, wenn man mit Kindern in der Kita oder Grundschule diesen Weg geht?
Viele Kinder mit unterschiedlichsten Strukturen sowie Stärken und Schwächen in wichtigen Bereichen wie Bewegung und Verhalten.
Wie motivieren Sie dort Jungen und Mädchen, für die Sport nicht im Vordergrund steht?
Drei Dinge sind wichtig. Bewegungsfreude wecken, immer neu motivieren und natürlich den Kindern auch Regeln aufzeigen.
Sicher keine einfache Aufgabe. Wie läuft so eine Sportstunde eigentlich ab?
Neben kennen und helfen lernen sind grundlegende Bausteine des Sports wichtig. Da gehört natürlich Fair Play ganz nach oben. Als sportliche Grundlagen stehen zunächst Laufen, Springen und Werfen vorn. Wichtig ist jedoch, dass man alle Sportarten anspricht. Nach Rolle vorwärts und rückwärts oder Radschlagen kommt natürlich auch der Ball in allen Varianten dazu.
Was steht bei den Kindern besonders im Vordergrund?
Vor allem Anerkennung. Üben führt zu der Erkenntnis, das man durch Training viele Dinge lernen kann. Schön, wenn Sie dann sagen „jetzt kann ich es“.
Das Projekt kommt also an?
Sehr gut sogar, denn es stellt sich immer wieder heraus, dass Kinder nicht nur gefördert, sondern auch gefordert werden wollen.
Ob Kindertagesstätte oder Grundschule, hier treffen Sie auf viele Migrationskinder. Gibt das Probleme?
Nein, das funktioniert sehr gut. Die haben keine Sprachbarrieren. Und entscheidend ist, dass alle gemeinsam dabei sind. Wir haben schnell erkannt, dass Integration im frühesten Alter spielerisch immer am besten ankommt.
Kinder aus unterschiedlichsten Nationen in einer wöchentlichen Sportstunde unter einen Hut zu bringen, ist bestimmt nicht einfach? Läuft da nicht doch mal jemand aus der Spur?
Kaum, denn die Kinder wollen möglichst alles mitnehmen und nichts verpassen. Fördern mit einfachen Mitteln, Praxisnähe, erklären und zeigen. Das ist für sie der richtige Weg.
Wenn die Bundeskanzlerin in Berlin den Goldenen Stern überreicht, bringt ihn der TC Hameln dann mit ins Weserbergland?
Ich rechne mir gar nichts aus und bin auch nicht traurig, wenn wir ihn nicht mitbringen. Für mich ist in erster Linie wichtig, dass unser Projekt, das an die Basis geht, in der Öffentlichkeit deutlich mehr wahrgenommen wird. Aber ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn wir ihn tatsächlich überreicht bekommen.
Interview: Klaus Frye