Dieser Handball-Krimi war wirklich nichts für schwache Nerven. Beim 26:25-Zittersieg gegen die HSG Schaumburg-Nord hätten Hamelns Oberliga-Handballer nach einer 16:7-Halbzeitführung den schon sicher geglaubten Sieg fast noch aus der Hand gegeben.
WALTRINGHAUSEN. „Wenn du in die Halbzeit gehst, sicher führst und Schaumburg kommt gleich ran, kostet das Nerven – von der Schlussphase mal ganz abgesehen“, sagte VfL-Coach Oliver Glatz, der an der Seitenlinie ein Wechselbad der Gefühle erlebte. Während die Hamelner in der ersten Hälfte eine bärenstarke Leistung zeigten, waren die Schaumburger so erschreckend schwach, dass selbst HSG-Coach Saulius Tonkunas fassungslos war: „Ich verstehe nicht, wie man zu Hause so eine Halbzeit spielen kann, wenn es um den Abstieg geht.“
Seine Kabinenpredigt sorgte offenbar für einen Hallo-Wach-Effekt, denn nach dem Seitenwechsel wurden die Schaumburger immer stärker und starteten nach dem fast aussichtslosen Neun-Tore-Rückstand eine furiose Aufholjagd. Als Marcel Rose in der 53. Minute den nicht mehr für möglich gehaltenen 22:22-Ausgleich erzielte, war die Partie wieder völlig offen.
„Unser Torhüter Tim Heisterhagen hat sich gegen Ende des ersten Durchgangs verletzt und wir haben zu Beginn der zweiten Halbzeit zu viele Zeitstrafen bekommen“, so Glatz. Und die Überzahl nutzten die Schaumburger mit einem taktischen Schachzug eiskalt aus, in dem sie Hamelns Spielmacher Jannik Henke kalt stellten. Dadurch verlor der VfL völlig seinen Spielrhythmus. Zudem machten sich die Hamelner durch viele unnötige Fehler das Leben selbst schwer.
Der VfL fing sich nach dem Leistungseinbruch aber wieder und zog kurz vor Schluss mit drei Toren in Folge auf 25:22 (58.) wieder davon. Die Schaumburger schienen geschlagen, gaben aber nicht auf. Was folgte war nervenaufreibend: Schaumburg verkürzte wieder auf 24:25 (59.), ehe Hamelns Top-Torjäger Jannis Pille (11/3) einen wichtigen Siebenmeter zum 26:24 verwandelte – und damit wie schon beim 24:23-Heimsieg im Hinspiel zum Matchwinner wurde.
Aber die Schaumburger gaben sich immer noch nicht geschlagen. 43 Sekunden vor der Schluss erzielte Fynn Graafmann das 25:26. Die Hamelner versuchten den knappen Sieg irgendwie über die Zeit zu retten. Aber aufgrund eines drohenden Zeitspiels schloss der VfL den letzten Angriff zu überhastet ab und verlor noch einmal den Ballbesitz. Somit hatten die Schaumburger in den letzten Sekunden noch die Chance, den Ausgleichstreffer zu erzielen und warfen einen Freiwurf direkt aufs Tor. Doch Hamelns Torwart Cedric Jürgens hielt den Ball und somit auch die zwei schwer erkämpften Punkte fest. „Es hätte ein entspannter Tag werden können, aber es wurde ein Krimi mit Herzrasen“, atmete Glatz nach dem knappen Zittersieg erst einmal tief durch.
VfL Hameln: Jannis Pille (11/3), Tim Jürgens (5), Jannik Henke (3), Jasper Pille (3), Sebastian Maczka (2), Niklas Colusso (1), Finn Ole Vortmeyer (1).
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