Philipp Gasde macht im Sommer Schluss: Ramlingens Oberliga-Coach kündigt schweren Herzens Abschied an: „Familie, Partnerin, Beruf und Fußball – das bekomme ich einfach nicht mehr unter einen Hut.“
HAMELN/RAMLINGEN. Der SV Ramlingen-Ehlershausen und Trainer Philipp Gasde – eine Erfolgsgeschichte geht im Sommer ein Ende. Im Januar 2019 trat der aus Latferde stammende Fußball-Coach und ehemalige Junioren-Nationalspieler sein Amt beim damaligen Landesligisten an, führte ihn in die Oberliga und etablierte die Mannschaft dort nicht nur. Er formte sie zu einem Topteam.
Als Zweiter sind die Ramlinger in die Aufstiegsrunde eingezogen und dürfen sich durchaus Hoffnungen auf den Aufstieg in die Regionalliga machen. Doch egal, wie es in der zweiten Saisonhälfte läuft: Der Verein muss ohne Gasde planen. „Ich habe diese Entscheidung schweren Herzens getroffen“, gesteht der A-Lizenz-Inhaber, der an der Wilhelm-Raabe-Schule in Hameln als Lehrer für Mathematik und Sport arbeitet. „Familie, Partnerin, Beruf und Fußball – das bekomme ich einfach nicht mehr unter einen Hut.“
Im Schnitt sei er wöchentlich rund 65 Stunden mit seinen Tätigkeiten als Lehrer und Fußballtrainer beschäftigt. Um von Hameln zum Training nach Ramlingen und wieder zurück zu fahren, sei er jede Woche rund 850 Kilometer mit dem Auto unterwegs. „Da muss man zwangsläufig Opfer bringen, die man gar nicht bringen möchte. Man sieht seine Familie kaum noch, meine Partnerin sehe ich gefühlt morgens zehn Minuten und abends zehn Minuten. Ich bin viermal in der Woche erst um 22.15 Uhr zu Hause.“
Diese enorme Belastung will sich Gasde nicht mehr zumuten: „Es ist nicht so, dass ich ausgebrannt bin oder dergleichen. Es gibt einfach Dinge im Leben, die zu sehr unter diesem riesigen Zeitaufwand leiden und das möchte ich nicht mehr.“ Egal, wie er es im Zeitmanagement drehe – es bleibe zwangsläufig etwas auf der Strecke. „Das tut mir sehr leid. Der Verein ist mit sehr ans Herz gewachsen und für mich auch ein Stück weit zur Familie geworden. Die Mannschaft ist einfach super. Ich blicke auf eine schöne Zeit zurück und werde mich weiterhin dort blicken lassen. Als Zuschauer.“
Ans Aufhören denkt der Trainer aber nicht: „Ich bin für Angebote offen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es zeitlich zu managen ist.“ Auch eine Vollzeitstelle als Trainer sei unter bestimmten Bedingungen vorstellbar: „Immerhin bin ich leidenschaftlich gern Lehrer und gehe jeden Tag gerne in die Schule. Auf der anderen Seite liebe ich aber auch Fußball. Seit ich drei Jahre alt bin, liebe ich diesen Sport.“ awa
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