Leserbrief

Über den Tellerrand schauen

Mitglieder von „Fridays for Future“ und anderen Organisationen protestierten vor dem Weserbergland-Zentrum gegen Kürzungen beim Radverkehr. Foto: Dana

Mitglieder von „Fridays for Future“ und anderen Organisationen protestierten vor dem Weserbergland-Zentrum gegen Kürzungen beim Radverkehr. Foto: Dana

Auf den Fotos der Artikel sind einige E-Bikes zu sehen. Die Klimaaktivisten sollten etwas weiter über den Tellerrand des Klimaschutzes hinausschauen und den Umweltschutz nicht aus den Augen verlieren.

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Um den Akku eines E-Bikes herzustellen, sind unter anderem Lithium und Kobalt erforderlich. 50 Prozent der weltweiten Lithiumreserven finden sich in Chile, wo jährlich zirka 18 000 Tonnen produziert werden. Gewonnen wird es in den Salzseen der Atacama-Wüste, wo künstlich angelegte Becken mit mineralhaltigem Grundwasser geflutet werden. Bei dessen Verdunstung werden die Mineralien kristallisiert. Bei anschließenden chemischen Prozessen wird das Lithium gewonnen. Durch den massiven Grundwasserverbrauch sinkt dessen Spiegel und die angrenzenden Gebiete verdorren. Die Abwässer der Gewinnung und der Umwandlung werden ungeklärt abgeleitet. Flora und Fauna der Umgebung werden massiv zerstört und der indigenen Bevölkerung somit die Lebensgrundlage entzogen. Das Recycling von Lithium ist sehr schwierig und nach dem heutigen Stand der Dinge ökonomisch und ökologisch nicht sinnvoll.

Im Fall von Kobalt verhält es sich ähnlich. 50 Prozent der weltweiten Vorkommen von Kobalterz finden sich in der politisch instabilen Republik Kongo, welches 70 Prozent der weltweiten Produktion abdeckt. In riesigen Minen wird es als Nebenprodukt der Kupfer- und Nickelproduktion gefördert. Die Kobaltproduktion ist aufwendig und umweltbelastend. Böden und Gewässer der Umgebung der großen Minen sind mit Chemikalien und Schwermetallen verseucht. Die Bauern der Umgebung verlieren aufgrund der Verseuchung ihre Lebensgrundlage. Im Ost-Kongo wird Kobalt in Kleinminen abgebaut, in denen über 100 000 Menschen – unter ihnen viele Kinder – unter katastrophalen Bedingungen arbeiten müssen.

Diese Umstände und die Tatsache, dass das Recycling der in Akkus enthaltenen Rohstoffe zu teuer und aus heutiger Sicht ökologisch nicht sinnvoll ist, würde mich als verantwortungsvollen „Fridays for Future“- oder „Parents for Future“-Aktivisten davon abhalten, ein E-Bike zu fahren. Umwelt- und Klimaschutz hört schließlich nicht an Hamelns Stadtgrenzen auf, sondern muss weltweit seine Gültigkeit haben. Bis vernünftige Alternativen zu Akkus gefunden sind, empfehle ich den Umweltaktivisten als Energie die eigene Körperkraft aus dem natürlichen Akku, dessen Aufladung durch Nahrungsaufnahme mit weit weniger Umweltbelastung einhergeht.

DEWEZET

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