Gewundert
Zu: „Vater (55) lebensgefährlich mit Messer verletzt“, vom 8. September
Als ich heute morgen den oben genannten Bericht über eine Messerattacke eines Sohnes auf seinen Vater in Porta Westfalica las, habe ich mich doch sehr über die Art und Weise der Berichterstattung gewundert. Bei einem für die betroffene Familie so dramatischen Ereignis die Nachbarn nicht nur zu befragen, sondern deren Aussagen anscheinend eins zu eins abzudrucken, finde ich nicht nur sehr ungeschickt, sondern dem Opfer und seiner Familie gegenüber geradezu unethisch. Aussagen von einem Nachbarn wie „Ich glaube, die tranken gerne einen“ oder dass man zur Familie „keinen persönlichen Kontakt habe aufbauen können“, will wohl jemand, der gerade Opfer von Gewalt in der eigenen Familie geworden ist, kaum in der Zeitung lesen. Zumal man anhand der Formulierungen des Berichts – es herrschte eine „auffällige Ruhe“ in der Nachbarschaft und „manche wollen sogar überhaupt nichts von dem schlimmen Ereignis mitbekommen haben“ und einige „sprechen dann aber doch“ – ablesen könnte, dass die meisten Nachbarn eigentlich das Richtige tun und nicht öffentlich über eine Familie mutmaßen wollten, der gerade so etwas Schlimmes widerfahren ist.
Wenn ich dann noch sehe, dass gleich drei Ihrer Mitarbeiter für diesen Bericht verantwortlich zeichnen, dann verstehe ich wirklich nicht, wie ein solch unprofessioneller Artikel es bis in die Zeitungsausgabe geschafft hat.
DEWEZET