Hannover. Schon bevor sie den Song „My California“ solo am Flügel beginnt, bekommt Beth Hart feuchte Augen. Eine Liebeserklärung an ihrem Ehemann und ein Dank für den Beistand beim Drogenentzug. Es ist ein schmaler Grat zwischen Anteilnahme und erzwungenem Voyeurismus.
Martin Jedicke
Hart, die unter einer bipolaren Störung leidet, weiß selbst nie, wie ihre Konzerte laufen. Am Dienstagabend eröffnet sie ihr Konzert mitten im Saal, läuft durch die Stuhlreihen, bevor sie die Bühne entert, sich rücklings auf den Teppich wirft und so gewaltig losrockt, als wolle sie dem Schriftzug „Rammstein“ auf ihrem Top Tribut zollen. Der „Bad Woman Blues“ erhält einen Spritzer Soul und spätestens mit dem swingenden „Jazz Man“ wird deutlich, dass die 50-Jährige keineswegs im Blues-Rock verharren wird. Den Jazz habe sie im Elternhaus aufgesogen und es immer geliebt, Jazz-Combos in kleinen Clubs zu sehen.