Die Kälte legt sich über all das, was im Frühling erst wieder nach Wärme verlangt. Ich empfinde den Winter, in dem noch der Grünkohl im Gemüsegarten steht und der Knoblauch stoisch auf nichts anderes wartet, als die erholsame Stille, die jeder Gärtner so braucht wie jeder Garten.
Ruhe vor dem Sturm der floralen Eitelkeiten
Es mag die Ruhe vor dem Sturm der floralen Eitelkeiten sein, über die wir Beetflüsternden uns zu gegebener Zeit so sehr freuen, vor allem aber gibt uns der Winter in all seinen Spektren Gelegenheit zur inneren Einkehr. Er bringt die Natur ins Gleichgewicht und damit auch uns Menschen. Weil wir Teil dieser Schöpfung sind. Wir haben diese Tatsache bloß nicht mehr so auf dem Schirm, lassen uns blenden von gasbetriebenen Heizstrahlern auf Terrassen und Festen, wähnen uns in endlosen Sommern, notfalls ruckzuck mit einem Flug in den Süden. Allein es macht uns freilich nicht glücklicher, sondern wir führen uns selbst in die Irre.
Dem Garten ist das egal. Für ihn ist der Winter eine erholsame Zeit, zumindest in unseren Gefilden, denn selbst wenn der Klimawandel leider für zu hohe Temperaturen sorgt, so fehlt allen Pflanzen doch das Licht für ihre so wichtige Photosynthese – weshalb sie dort draußen ja auch brachliegen, schlummernd unter nasser Erde, nur vertrocknete, verblühte Reste krakenhaft und raschelnd zeigend, als letzten Gruß aus einer vergangenen Zeit. Oder als Laub abwerfende Bäume nackt im Wind stehend. Und selbst die Immergrünen fordern nichts. Ich genieße das sehr und sehe in dieser von zauberhafter Stille umgebenden Sanftmut das größte Kapitel unserer Natur: unsere vier Jahreszeiten!
Erst durch sie durchfließt der zauberhafte Strom der Poesie jeden kleinsten Winkel, denn die kalten Schauertage sind es, die uns den fröhlichen Frühling und seine Fülle noch viel mehr zu schätzen wissen lassen; sie sind es, die uns erkennen lassen, dass Sommerurlaub und Sommerurlaub mithin nicht dasselbe Gewand zu tragen scheinen. Und sie sind es auch, die uns die Fülle des Herbstes erkennen lassen, der Herbst mit seinen Gaben aus Obst- und Gemüsegarten. Ich habe also in der Tat keinen einzigen Grund, über den Winter zu klagen, ob er nun Schnee führt oder nicht, das ist nicht von Belang, nicht für mich, wohl aber für die Pflanzen, die ihn sich zum Mantel nehmen an ausgesprochen eisigen Tagen und Nächten, und die von dieser langsamen Schmelze kosten, Tag für Tag.
Frau Holle schüttelt leider kaum noch Betten auf
Deshalb wünschte ich mir Schnee, irgendwann im Dezember, aber Frau Holle schüttelt kaum noch Betten auf, sodass in dieser Hinsicht weder ein Beet- noch ein Bettgeflüster helfen, leider. Ich wünschte, es wäre anders.
Aber ob mit oder ohne Eis und Schnee wärmt des Winters ungemütliches Wesen mein Gemüt, weil ich nicht müde werde, dann vom Sommer zu träumen, wenn er am weitesten entfernt liegt. Von jenen, die vergangen, und solchen, die folgen werden.