Einen Apfelbaum zu pflanzen bedeutet, Hoffnung zu haben. Zumindest hat Martin Luther uns dies mit seinem weithin bekannten Ausspruch ins Bewusstsein gelegt. Einen Birnbaum zu pflanzen bedeutet ungefähr dasselbe. Überhaupt: Obst im eigenen Garten ist was für Genießer – und kommt dem Trend, sich wieder mehr selbst zu versorgen, sehr entgegen.
Günter Blötz, Vorsitzender des Kreisverbandes Hameln-Pyrmont des Naturschutzbundes (Nabu), kennt sich mit den alten Sorten gut aus. Der Grund: Streuobstwiesen, für die sich der Nabu einst starkgemacht hatte und die nach vielen Jahren nun schon gewachsene Bäume aufweisen, die gute Ernten bieten. „Das ist natürlich schon auch wetter- und sortenabhängig. Während auf der Pastorenwiese in Brünnighausen in diesem Jahr der Ertrag gut ist, war auf der Streuobstwiese in Dörpe nicht viel zu holen“, sagt Günter Blötz. Die Alternanz, also der Wechsel von reicher und magerer Ernte, ist sicher ein Merkmal, das sich je nach Sorte stark zeigt und vollkommen natürlich ist, aber auch das kalte Frühlingswetter mit späten Frösten habe seine Spuren hinterlassen. Insgesamt aber: wieder Freude voller Erntekörbe.
Dass Gartenbesitzer eine Streuobstwiese anlegen, dürfte aus Platzverhältnissen wohl nicht möglich sein. Dass sie dennoch mit Obstbäumen eine gute Wahl treffen, ist bekannt. Günter Blötz empfiehlt unter anderem, auf alte Sorten zu setzen. Der Grund: „Ihre Lagerfähigkeit ist im Vergleich höher als bei Sorten, die erst einige Jahrzehnte auf dem Markt sind.“ Beispiel Landsberger Renette: Im kühlen Naturlager ist sie nach dem Pflücken im Oktober immerhin bis Ende Januar haltbar.
Die schmackhafte Goldparmäne schafft‘s sogar auf vier Monate, der Ontarioapfel mit seinem spritzig-säuerlichen Geschmack und einem vergleichsweise hohen Vitamin-C-Gehalt bleibt unter Idealbedingungen sogar sechs Monate frisch. Es sollen nur drei Beispiele von Hunderten sein, „und es gibt Tausende Möglichkeiten, einen Apfelbaum zu pflanzen, weil es Tausende Sorten gibt“, so der Fachmann. Und übrigens: Pflückreife bedeutet nicht Genussreife. Es gibt viele Sorten, die frisch vom Baum verzehrt noch zu sauer oder ausdruckslos sind und die erst nach einer gewissen Lagerzeit ihr volles Aroma entfalten und dann auch saftiger sind.
Was die alten Sorten eint: dass sie nicht „chicgezüchtet“ worden sind. In der Tat sind in modernen Sorten die Polyphenole herausgezüchtet worden, damit die Äpfel süßer schmecken. Reines Marketing fürs Supermarktregal, aber weniger gesund. Experten vermuten, dass sich Unverträglichkeiten hinsichtlich der Fruchtsäure bei vielen Menschen erst deshalb entwickelt haben. Denn viele Polyphenole gelten als gesundheitsfördernd. Einige wirken wie andere Antioxidantien unter anderem entzündungshemmend und krebsvorbeugend, heißt es.
Die Ernte von Äpfeln und Birnen ist jedenfalls noch in vollem Gang, mitten im Oktober. Sie bewirkt bei vielen zweierlei Dinge. Erstens machen sich die auf der Leiter Stehenden oder jene, die mit einem Apfelpflücker zu Werke gehen, nun Gedanken, wie sie die Früchte gut lagern oder was sie daraus bereiten möchten. Ihre Freude, noch im nächsten Jahr von dieser Ernte zu leben, ist nachvollziehbar.
Zum anderen befeuert all die Freude rund um Kanada-Renette, Danziger Kantapfel oder Freiherr von Berlepsch (Äpfel) sowie Condo, Conference oder Schweizerhose (Birnen) den Wunsch, noch einen weiteren Baum oder mehrere zu pflanzen. Nur zu! Wo Platz ist, gelten Züchtungen der Malus- und Pyrus-Gewächse als perfekter Hausbaum. Und wo weniger Platz ist, gibt es zumindest auf die Äpfel bezogen immer noch die Möglichkeit, kleinkronige Sorten oder gar Säulenbäume zu pflanzen.
Übrigens: Beste Pflanzzeit ist jetzt! Das Pflanzloch sollte unbedingt doppelt so groß sein wie der Ballen und mit frischem Kompost angereichert werden. Er ist eine gute Starthilfe für den neuen Baum – nicht jetzt, sondern vor allem als Reservoir im Frühling, wenn die Säfte steigen und das Wachstum voll einsetzt.