WESERBERGLAND. Wenn sich der Sommer dem Ende neigt, werden Menschen melancholisch. Blumen nicht. Das ist ihr Vorteil. Sie haben geblüht, gefruchtet, sind vielleicht schon abgeschnitten worden und freuen sich unterirdisch im Wurzelgeflecht insgeheim aufs nächste Jahr, wer weiß… Obwohl die schönste Jahreszeit nun den Staffelstab an den Herbst weitergereicht hat, gibt‘s dennoch vieles, was uns Gärtnern und Gartenschaffenden Freude bereitet. Vor allem die Blühenden der späten Sonne.
Der Rudbeckia-Sonnenhut ist jedenfalls ein Ausbund an Verlässlichkeit. Weit bis in den September hinein steht seine Pracht auch unbeeindruckt von mancher Wetterkapriole. Seine Blüten halten wochenlang. Die Hohe Fetthenne (Sedum telephium) vermag seine Wirkung als glanzvolle Erscheinung allerdings noch zu übertreffen, weil sie – beispielsweise in den bekannten Sorten ’Brilliant‘ und ’Herbstfreude‘ – schon von Anbeginn des Frühlings für Sommergefühle bei uns Betrachtern bis in den Herbst hinein sorgt. Klingt übertrieben, ist es nicht. Die fleischigen, sukkulenten Blätter entwickeln sich bereits ab März, bilden hellgrüne, rund geformte Inseln im gemischten Staudenbeet auf normalem Boden, aber auch im Steingarten, werden breiter und höher. Ab Juli kristallisieren sich die doldenförmigen Blütenstände heraus, nehmen nach und nach Farbe an, die sie erst ab September deutlich zeigen und bis in den Oktober bewahren – als Sorte ’Iceburg‘ sogar in strahlendem Weiß.
Es gibt viele weitere spätblühende Stauden, die ab Mitte des Sommers bis ins Herz des goldenen Oktobers hinein für Farben und Freuden sorgen. Die Herbst-Anemonen (Anemone tomentosa), Astern in vielfältiger Weise, Oktober-Silberkerzen (Cimicifuga), der Herbststeinbrech (Saxifraga) und Wasserdost (Eupatorium) zum Beispiel – und wenngleich die kühlen Morgennebel ab September sie alle umwabern, bewahren sie dennoch ein Gefühl von Sommer in uns. Es war Sommer, aber es ist noch ein bisschen Sommer, und wird wieder Sommer werden.
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