Wie die Gezeiten auf- und abrollen, so verhält es sich mit Lieblingsblumen. Interesse kommt und geht in Wellenbewegungen, rollt auf, ebbt ab und die nächste Flut erwirkt eine andere Vielfalt. Bisweilen gerät sie ins Expertentum und hält den Kurs über Jahre hinweg mit einer sehr starken Energie.
Andere, kleinere Wellen bleiben nur für wenige Vegetationsperioden und versiegen darauf in den Weiten der Möglichkeiten. Vielleicht stehen sie noch einige Jahre durch, aber sie bewegen uns nicht mehr, sie fallen in Ungnade, weil sie zum Beispiel zu pflegeintensiv sind und die Mühe in Relation zum Ertrag nicht lohnt.
Tomaten schaffen diese Enttäuschung spielend. Wären sie nicht so anfällig, hätten sie bessere Karten. Aber von Anbeginn benötigen sie im Vergleich zu anderen Gemüsen viel mehr Beachtung. Wer keinen Freund hat, der die gärtnerische Sache ernst nimmt, muss nicht glauben, in den Sommerurlaub fahren zu können, wenn er Tomaten kultiviert. Das Ausknipsen, Gießen, Düngen und Anbinden ist keine punktuelle Erscheinung, sondern Daueraufgabe, Tag für Tag. Man hat sich zu bemühen, die Pflanzen so zu stellen und zu pflegen, dass weder die Kraut- noch die Braunfäule sich einstellt. Manchmal reicht nur ein einziger unaufmerksamer Tag, um diese Guillotine fallen zu sehen. Schnell hat man von Tomaten die Nase voll!
Doch die Tür ist niemals ganz geschlossen; bisweilen kehrt Interesse zurück. Weil die Erinnerung an goldene Jahre in einem einzigen Augenblick Oberwasser bekommt. Beim Schlaf-Mohn ist das gerade so. Nach einer Hausse war die Baisse gefolgt. Kein Interesse mehr, die Welle war weg. Aber sie rollt nun wieder heran. Weil ein ’Black Peony‘, aus dem Samen der Versenkung zufällig auferstanden, sich darstellt wie Graf Koks. Die Suche nach neuen Sorten hat längst begonnen.
Jens F. Meyer
j.meyer@dewezet.de
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