Hameln. Einfach herrlich: Von einem „wunderschönen Panorama“ schwärmt ein Camper im Internet, „zu empfehlen sind die Stellplätze direkt am Weserufer“. „Ein idealer Campingplatz für Touren auf dem Weserradweg“, ergänzt ein anderer Nutzer des Portals „camping.info“. „Wir kommen bestimmt wieder!“, verspricht ein dritter. Ein echter Campertraum offenbar. Dumm nur, dass dieser Traum nicht in Hameln spielt: Die begeisterten Rezensionen erntet der Platz „Wesercamping“ in Höxter. Ganz Ähnliches berichten Camper aus Heinsen oder Bodenwerder. Der Hamelner Campingplatz „Zum Fährhaus“ hingegen ist seit Längerem im Internet unten durch: „Dreckig“, „lieblos geführt“, „runtergekommen“ – vereinzelten positiven steht auf diversen Portalen eine lange Reihe geradezu vernichtender Kritiken gegenüber. Auch bei der Hameln Marketing und Tourismus GmbH (HMT) liefen Beschwerden auf. Im Buchungssystem der HMT taucht der Platz nicht mehr auf.
Hameln. Einfach herrlich: Von einem „wunderschönen Panorama“ schwärmt ein Camper im Internet, „zu empfehlen sind die Stellplätze direkt am Weserufer“. „Ein idealer Campingplatz für Touren auf dem Weserradweg“, ergänzt ein anderer Nutzer des Portals „camping.info“. „Wir kommen bestimmt wieder!“, verspricht ein dritter. Ein echter Campertraum offenbar. Dumm nur, dass dieser Traum nicht in Hameln spielt: Die begeisterten Rezensionen erntet der Platz „Wesercamping“ in Höxter. Ganz Ähnliches berichten Camper aus Heinsen oder Bodenwerder. Der Hamelner Campingplatz „Zum Fährhaus“ hingegen ist seit Längerem im Internet unten durch: „Dreckig“, „lieblos geführt“, „runtergekommen“ – vereinzelten positiven steht auf diversen Portalen eine lange Reihe geradezu vernichtender Kritiken gegenüber. Auch bei der Hameln Marketing und Tourismus GmbH (HMT) liefen Beschwerden auf. Im Buchungssystem der HMT taucht der Platz nicht mehr auf.
Ein Ärgernis nicht nur für den Platzbetreiber, sondern auch für die Touristenstadt Hameln. Denn Camping liegt im Trend. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen in Deutschland um gut zwölf Prozent, ermittelte das Statistische Bundesamt. Und als „Billigurlauber“ gehen die Camper von heute nicht mehr durch: Glamping ist der neueste Trend – glamouröses Camping. Edle Wohnmobile oder große komplett eingerichtete Hauszelte zum Mieten paaren Naturnähe mit Luxus.
Doch von Glamour ist der Hamelner Campingplatz weit entfernt. Und nicht mal an der Weser ist er erste Wahl. Dabei sind die hiesigen Voraussetzungen vergleichbar mit denen in Bodenwerder oder Heinsen. Die Lage des Hamelner Platzes jedenfalls ist optimal: Nur wenige Minuten sind es mit dem Fahrrad in die Altstadt. Der Weserradweg ist über die Thiewallbrücke schnell erreicht. Der Anleger direkt am Platz bietet sich als Start und Ziel von Kanutouren an. Riesig ist das Areal an der Weser allerdings nicht: 100 Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen können maximal untergebracht werden. Spielflächen für Kinder fehlen.
Allerdings gäbe es Erweiterungspotenzial: Im Norden grenzt der Platz an eine Wiese. Und diese böte die Fläche, um den Platz auf ein zeitgemäßes, gehobenes Niveau zu hieven. Für eine heimelige Anordnung wie für eine großzügigere Parzellierung der Stellplätze. Für einen attraktiven Kinderspielplatz beispielsweise – vielleicht mit einem großen Holzschiff für kleine Weserpiraten – oder für ein Beachvolleyballfeld mit Flussblick. Oder für Miet-Wohnwagen oder -Blockhütten, wie sie sich für Kanu- und Radtouristen anböten. Vielleicht auch für einen platzeigenen Weserstrand zum Sonnenbaden. Denn ein direkter Zugang zum Wasser fehlt bisher.
Mancherorts wird ein guter Campingplatz – mit Liebe geführt, top ausgestattet und idyllisch angelegt – sogar selbst zu einem kleinen Touristenmagneten. Betreiber buddeln Schwimmteiche und führen platzeigene Bioläden. Frische Brötchen am Morgen, Fahrradverleih, TV-Anschluss und Wireless-LAN in Zelt und Bulli sind auf vielen Plätzen selbstverständlich.
Betreiber will Platz auf Vordermann bringen
Hameln jedoch hat Campern wenig zu bieten: Zum schicken modernen Wohnmobil will weder der Platz an der Weser noch der karge Wohnmobilstellplatz an der Ruthenstraße so recht passen. Paddler und Naturfreunde können lediglich auf den kleinen Platz des Kanu-Clubs an der Hafenspitze ausweichen. Der gut bewertete Platz „Am Waldbad“ in Halvestorf stellt eine weitere Alternative dar, liegt aber ein Stück ab von Wasser und Weserrenaissance.
Was also tun? Ohne den Betreiber: gar nichts. Der Platz ist Privatbesitz. Was Eigentümer Michael Giannakos hier tut oder lässt, ist seine Angelegenheit. Noch vor Kurzem stand das Areal samt griechischem Restaurant zum Verkauf – für mehr als 649 000 Euro. Nun jedoch will Giannakos den Platz – „Schritt für Schritt“, wie er sagt – selbst auf Vordermann bringen. Müll wurde beseitigt, die niedrigen, düsteren Waschräume mit neuen Lampen etwas aufgehellt. Im nächsten Jahr, so hofft Giannakos, soll zumindest ein Teil des seit Jahren als Rohbau existierenden neuen Waschhauses in Betrieb gehen. Immerhin: Ein Pool samt Beach-Bar ist auf dem Platz vorhanden. Neuerdings ist diese wieder verpachtet und – so das Wetter mitspielt – auch geöffnet.
Um jedoch langfristig mit der Konkurrenz – auch der ganz nahen in Bodenwerder oder Bad Pyrmont – Schritt halten zu können, muss sich auf dem Platz an der Weser etwas tun. „Die Ansprüche gehen weiter nach oben“, sagt HMT-Chef Harald Wanger über die sich prächtig entwickelnde Camping-Branche. Hameln wird ihnen schon jetzt nicht mehr gerecht.
Campingidylle am Fluss – ein Bild aus Gieselwerder an der Oberweser. Hameln (unten der Platz „Zum Fährhaus“) verliert indes in Sachen Camping den Anschluss.
solling-vogler- region.de/Wal
Direkt an der Weser, nah am Zentrum: Die Lage des Hamelner Campingplatzes ist optimal. Theoretisch wäre wohl auch möglich, ihn nach Norden zu erweitern.
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