Hameln (fh). Sie ist ein massiger Brocken Hamelner Geschichte: Historisch, denn die gelb-weiße Wesermühle ist in Hameln die Letzte ihrer Art. Mehr als 1200 Jahre lang wurde in der Stadt mit dem Mühlrad im Wappen Getreide gemahlen – nun ist Schluss. Zurück bleibt am Hafen das große Kampffmeyer-Gebäude: gut 5000 Quadratmeter Grundfläche, bis zu 13 Stockwerke hoch. Platz genug für eine kleine Stadt in der Stadt – oder für gar nichts: zu groß, architektonisch zu speziell, zu unattraktiv.
Hameln (fh). Sie ist ein massiger Brocken Hamelner Geschichte: Historisch, denn die gelb-weiße Wesermühle ist in Hameln die Letzte ihrer Art. Mehr als 1200 Jahre lang wurde in der Stadt mit dem Mühlrad im Wappen Getreide gemahlen – nun ist Schluss. Zurück bleibt am Hafen das große Kampffmeyer-Gebäude: gut 5000 Quadratmeter Grundfläche, bis zu 13 Stockwerke hoch. Platz genug für eine kleine Stadt in der Stadt – oder für gar nichts: zu groß, architektonisch zu speziell, zu unattraktiv.
Visionen müssen her, das wissen auch jene, die das Gebäude gerne loswerden möchten. Die VK Mühlen AG hat Architekten Ideen entwickeln lassen. Diese Entwürfe sollen möglichen Investoren das Potenzial aufzeigen, „die Braut hübsch machen“, wie Franz Engelke sagt, der bei dem Mühlenkonzern mit Sitz in Hamburg für „externe Angelegenheiten“ zuständig ist. Engelkes Favorit ist das Konzept des Büros „Kleine + Assoziierte Architekten BDA“ aus Hannover. Deren Lösung für die Mühle ist eine Mischnutzung: Wohnungen, Büros, Hotel, Ateliers, Geschäfte, Gastronomie, ein Museum – alles unter dem einen großen Dach.
Eine besondere architektonische Herausforderung sind jedoch die massiven Silos, die das Gebäude prägen. Die Architekten haben das nördliche von ihnen – also den von der Innenstadt aus gesehen vorderen Gebäudeteil – weiterhin Silo sein lassen. Nun jedoch nicht mehr für Getreide, sondern für Energie. Hier soll im Sommer überschüssige Wärme gespeichert und in der Heizperiode zugeschaltet werden. So sei auch ohne viel Dämmung, aber mit Solarenergie „eine weitgehend autarke Energieversorgung sichergestellt“, heißt es in dem Konzept. Unter den Silotrichtern im Erdgeschoss könnten Künstlerateliers und Ausstellungsflächen einziehen.
Vorteil der dicken Silomauern: Sie könne so einiges tragen. So ließen sich an der Nordseite etwa zusätzliche Wohnungen aufsetzen, was im Entwurf an den Bug eines Ozeanriesen denken lässt.
An der Südspitze des Gebäudes, dem höchsten Teil der Mühle, wo sich unter anderem das Mehlsilo befindet, könnte ein Hotel einziehen: unten Lobby und Restaurant, darüber die Zimmer, ganz oben – neu aufgesetzt – eine „Sky-Bar“ mit Blick über Wesertal und Stadt.
Der mittlere Hauptteil – acht Stockwerke hoch – bekommt über ein Atrium Licht und Luft. An Fläche mangelt es schließlich nicht – im Gegenteil. Zur Weser, der Südwestseite, sollen Wohnungen entstehen, zur Ruthenstraße hin Büros.
Im Erdgeschoss könnten Geschäfte einziehen. Allerdings, schränken die Planer ein, seien „Gewerbeflächen in großem Maßstab in Hameln nicht beziehungsweise nur problematisch zu vermarkten“. Also soll es bei „quartierbezogener Versorgung“ bleiben – einer Bäckerei beispielsweise. Ein „Klettersilo“ wäre ebenfalls von hier aus erreichbar.
„Keimzelle“ der Wesermühle ist das quer zur Ruthenstraße aus dem Komplex herausragende „Silo 1“. Hier wurde schon Getreide gelagert, als es noch in der Pfortmühle gemahlen wurde. An diese Geschichte könnte ein Mühlenmuseum an genau dieser Stelle erinnern. Noch ausgeklammert aus den Planungen ist das große Silo auf der anderen Seite des Hafenbeckens. Engelke träumt davon, dass auch hier ein „Energiesilo“ entstehen könnte. „Ein Traum mit realem Hintergrund“, sagt er zu den Möglichkeiten der technischen Umsetzung.
Aktuell wird die Wesermühle jedoch erst einmal ausgeräumt. „Sie wird zeitweise aussehen wie ein Schweizer Käse“, sagt Engelke. Wenn Maschinen und Rohre entfernt sind, soll ein Investor gefunden werden. Der Kaufpreis ist noch offen. Die Architekten-Vision bekommt der künftige Besitzer jedoch in jedem Fall als Gratisbeigabe.
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