Hameln. Ihre Weservisionen hatten die beiden Brüder Jörg und Kai Voges schon vor rund 20 Jahren. Damals stand auf ihrem Grundstück an der Weser eine Holzhandlung – die Holzhandlung König. „Wir hatten damals der Stadt mehrere Pläne vorgelegt“, erinnert sich Jörg Voges nicht ohne Bitterkeit in der Stimme.
„Aber alles wurde abgelehnt. Das war eine regelrechte Blockadepolitik, die von der Stadtverwaltung betrieben wurde. Wir hatten schon ganz konkrete Investoren mit sehr detaillierten Plänen gefunden. Es ist nichts daraus geworden.“ Auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück hätte damals wahlweise ein Seniorenheim, ein Hotel oder auch eine Wohnbebauung entstehen sollen, berichtet Voges. „Selbst eine Bauvoranfrage hatten wir schon an die Stadt gerichtet. Aber immer gab es Gründe, uns Knüppel zwischen die Beine zu werfen.“ Und dass heute der für rund 150 Fahrzeuge reichende Parkplatz lediglich als „staubig“ qualifiziert wird, ärgert den Holzhändler auch noch Wochen danach.
Pläne, was aus dem neben der Sumpfblume gelegenen Areal werden könnte, hat Jörg Voges nicht, schon eher formuliert er Visionen, was im Anschluss von Me Lounge und Sumpfblume passieren müsste. „Schauen Sie sich doch die alte Eisenbahnbrücke an. Dort könnte man mit einer unterstützenden Statik doch wunderbar auf dem Mittelabschnitt ein verglastes Restaurant ansiedeln, einen Italiener zum Beispiel, mit direktem Blick auf die Weser. Das wäre dann garantiert ein Anziehungspunkt auch für Gäste von außerhalb“, glaubt Voges, „denn das wäre doch eine einmalige Sache in Deutschland, eine echte Attraktion. Die Brücke hält doch garantiert noch 100 Jahre.“
Dass man die alte Eisenbahnbrücke langsam vor sich hinrosten lässt, kann Voges ohnehin nicht verstehen. Auch dass das Areal um den östlichen Brückenpfeiler zu einem unansehnlichen Flecken verkommen ist, an dem niemand auch nur fünf Minuten Halt macht, um den Blick unter der Brücke hindurch über die Weser und auf den Ohrberg zu genießen, leuchtet Voges nicht ein. Dass direkt neben dem Brückenpfeiler die Schienen enden, auf denen Güterwaggons geparkt sind, lasse sich mit Sicherheit ohne Probleme lösen. „Da müsste der kommende Oberbürgermeister Claudio Griese mit einem potenziellen Investor eben mal zur Bahn fahren und mit Kaminski verhandeln, damit sich dort etwas tut“, fordert Voges. „Dann ließe sich direkt an dem Brückenpfeiler an der Weser vielleicht ein Fischrestaurant einrichten“, kann er sich vorstellen.
„Warum denn nicht im Anschluss an Me Lounge und Sumpfblume ein Etablissement von Gosch oder meinetwegen von Fisch Meyer? Das würde doch auch Gäste anlocken, die mit den Weserschiffen am Anleger zu- oder aussteigen“, ist sich der alteingesessene Hamelner sicher. „Und wenn der Publikumsverkehr erst mal bis hierher reicht, dann werden sich auch andere Investoren für das weiter hinten liegende Hafengebiet interessieren. Man muss nur den Anschluss an die Weserpromenade herstellen.“
Auch der Berliner Architekt Fabian Lippert, der seine Visionen bei einem der drei Stadtgespräche im Frühjahr im Hamelner Museum präsentiert hatte, kann sich die Eisenbahnbrücke als neue Querverbindung für Fußgänger vom östlichen zum westlichen Weserufer vorstellen – eine Funktion, die sie schon früher einmal hatte. Auch einen „Rundkurs“ um den gesamten Hafenbereich sieht er im Bereich des Machbaren. Nahezu kreuzungsfrei könne so eine Jogging- oder Skaterstrecke oder auch ein Radweg von der Eisenbahn- bis zur Thiewallbrücke beiderseits des Flusses die Attraktivität der Weserufer erhöhen. Das Potenzial des Ortes sei die Weite und Größe der Wasserflächen – gesehen vor allem im Kontrast zur Enge der Altstadt.
Zu den wie eine Perlenkette aufgereihten öffentlichen Institutionen und Angeboten entlang des östlichen Ufers bis zum Areal der Sumpfblume müssten weitere „Perlen“ hinzukommen. Diese aber nicht nur an Land, sondern auch auf und im Wasser, schlägt Lippert vor. Konkret nennt er beispielsweise einen schwimmenden „Wassergarten“, bestehend aus Pontons mit den verschiedensten Nischenangeboten, wie zum Beispiel mit Lounge, einer Wasserdisko, Hängematten, Liegestühlen, einem Café oder einem Drive-in für Kanuwanderer. Lipperts Ideen reichen aber noch weiter: einen Wasserspielplatz mit einer Rennstrecke für Modellboote nennt er, ein Becken für Wasserratten, eine Fischzucht, einen Fisch-Streichelzoo, Tretboote oder auch mietbare Bereiche auf den Pontons, auf den sich sicher auch das eine oder andere Fest feiern lassen würde.
Jörg Voges indes hat für seinen Parkplatz vorerst keine neuen Pläne. „Da werden wir wohl kein Geld mehr in die Hand nehmen.“
Eine Skaterstrecke rund um den ganzen Hafenbereich, ein Fischbrötchen passend zur Schifffahrt auf der Weser – Ideen gab und gibt es genügend für den Bereich der ehemaligen Holzhandlung König. Doch irgendwas kommt immer dazwischen. Warum eigentlich?Dana