Das, was wir hier in Hameln haben, ist wirklich etwas Besonderes. Solch ein Werder, eine Binneninsel, ein grünes Stück Land im Fluss vor den Haustüren der Stadt, das gibt es nicht sehr oft in der deutschen und auch europäischen Landschaft. Die wenigen Inseln in deutschen Flüssen, die es gibt, sind zumeist mehr oder weniger für sanfte touristische Zwecke erschlossen. Nur ganz seltenen Exemplaren geht es so wie der Mainzer Petersaue im Rhein, die als Naturschutz- und Vogelrückzugsgebiet für die Bevölkerung schlicht abgeschlossen bleibt. Das Werder in Hameln ist seit 1999 für die Öffentlichkeit erschlossen, den Biergarten kennen hier in der Gegend nun mittlerweile alle. Aber dennoch gilt auch auf dem Werder: Stillstand ist Rückschritt.
Das, was wir hier in Hameln haben, ist wirklich etwas Besonderes. Solch ein Werder, eine Binneninsel, ein grünes Stück Land im Fluss vor den Haustüren der Stadt, das gibt es nicht sehr oft in der deutschen und auch europäischen Landschaft. Die wenigen Inseln in deutschen Flüssen, die es gibt, sind zumeist mehr oder weniger für sanfte touristische Zwecke erschlossen. Nur ganz seltenen Exemplaren geht es so wie der Mainzer Petersaue im Rhein, die als Naturschutz- und Vogelrückzugsgebiet für die Bevölkerung schlicht abgeschlossen bleibt. Das Werder in Hameln ist seit 1999 für die Öffentlichkeit erschlossen, den Biergarten kennen hier in der Gegend nun mittlerweile alle. Aber dennoch gilt auch auf dem Werder: Stillstand ist Rückschritt.
Von Thomas Thimm
Viele Hamelner sagen: „An der Weser muss einfach noch viel mehr passieren. Das ist viel zu tot dort.“ Und recht haben alle diejenigen, die kritisieren, dass an unserem Fluss zu wenig Action ist. Bernd Orlea, Pyrotechniker aus Leidenschaft, hängt schon seit langem dem Wunsch nach, in Hameln ein jährliches Feuerwerk-Event platzieren zu können: „Es kann doch nicht sein, dass eine Stadt wie Bodenwerder ein Lichterfest organisiert bekommt und wir hier in Hameln nicht. Überall gibt es Feste mit Feuerwerk, ob nun am Steinhuder Meer oder am Doktorsee. Nur in Hameln klappt es nicht. Warum eigentlich nicht?“ Die Frage ist berechtigt. Mit dem Werder hätte Hameln übrigens eine coole Location für solch eine spektakuläre und romantische Veranstaltung …
Es darf in der Tat schon noch mehr passieren auf Hamelns Werder. Achtung an alle Planer: Ausruhen ist verboten! Sicher, der Biergarten ist schön, doch die Idee einer Strandbar ist nach wie vor nirgends realisiert. Gerade für das junge Publikum bietet das Hamelner Weserufer zu wenig. Auch das Werder hätte noch Platz für eine junge, coole, abgefahrene Strandbar. Schauen wir ins wirklich beschauliche Bad Kissingen: kleine Kurstadt, gut 20 000 Einwohner, nach 22 Uhr Totentanz. Und was haben wir am Ufer der gemächlich daherfließenden Fränkischen Saale? Eine Strandbar, ein bisschen flippig, nett aufgemacht, gut gefüllt. Eine solche Location auf dem Werder würde dem Biergarten nicht das Wasser abgraben, aber ein gewünschtes Angebot in Hameln schaffen.
Das Hamelner Werder hat jedoch deutlich mehr Potenzial, als nur Partymeile zu sein. Es könnte auch jener Ort in der Rattenfängerstadt sein, wo ein frisches, modernes und mutiges Stadtprojekt entsteht. Die Stadt Bremen hat es mit ihrer neuen Überseestadt vorgemacht, wie attraktiv Wohnen, Leben und Arbeiten am Wasser sein können. Und Heilbronn will am Neckarbogen bis zur Bundesgartenschau 2019 ein ganz neues, modernes und vor allem hippes Stadtquartier mit Park-, Seen und Uferlandschaften bauen. Vorbilder? Vielleicht.
Der Hamelner Architekt Axel Hagemeyer hatte vor einiger Zeit gemeinsam mit seinem Auftraggeber, dem Hamelner Steuerberater Fritz-Eckhard Sticher, für Furore gesorgt: Sie planten, die Werder-Insel mit einem mehrstöckigen „Riegelgebäude“, einem Wohnhaus, zu bebauen. Allerdings war dieses Projekt der Politik gleich ein paar Nummern zu groß. Deshalb landete das Projekt in der Schublade anstatt in der Detailplanung. Hagemeyer schließt eine Neuauflage eines solchen Projektes nicht aus: „Für Architekten ist es immer interessant, solche Projekte zu planen. Es könnte immer Möglichkeiten für eine Neuauflage dieses Werderprojektes geben.“ Visionen, Ideen, Entwürfe, so Hagemeyers Wunsch, sollten immer zugelassen werden – „momentan ist es noch ein generelles Problem in Hameln, dass Visionen sofort alle möglichen Bedenkenträger auf den Plan rufen“. Man darf der Stadt und den Hamelnern wünschen, den Mut zu entwickeln, den Hagemeyers dieser Welt ruhig mal zuzuhören.
Vielleicht ändert sich das aber gerade schon, zumindest in technischer Hinsicht bezüglich des in einem solchen Fall wohl zu überbauenden alten Turbinengebäudes: Die Stadtwerke haben in Hameln „ein unendliches preußisches Wasserrecht von 112 Kubikmetern je Sekunde“ – und betreiben insgesamt drei Wasserkraftturbinen an der „Alten Schleuse“ auf dem Werder und an der Pfortmühle. Daran werde sich auch nichts ändern, so Natalie Schäfer von den Stadtwerken. Eine vierte Turbine, die auf dem Stadtwerke-Grundstück an der Einmündung zur Insel hätte entstehen können, könnte „nur noch einen kleineren Anteil des Wasserrechts nutzen“. Schäfer: „Entsprechend wäre auch ihre Leistung wesentlich geringer, sodass mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit nun das Grundstück für eine komplett andere Lösung bereitsteht.“ Anfang 2015 soll der Zulauf der ehemaligen Turbine an dieser Stelle geschlossen und verfüllt werden, um den Untergrund zu befestigen. Und vor allem: „Es gibt fünf Investoren, die sich aufgrund der bisherigen Berichterstattung in der Dewezet bei uns gemeldet und Interesse an dem Grundstück bekundet haben. In den nächsten Monaten werden mit allen Interessenten Gespräche zu den Konzepten und weiteren Details geführt. Die Stadt wird bei einer Umsetzung hinsichtlich der Weserufer-Gestaltung von Anfang an mit im Boot sein.“
Na also: Fünf Investoren, fünf Ideen, fünf Visionen. Wir werden sie vorstellen. Zunächst aber ein Blick zurück: Bereits vor zehn Jahren hatte die Berliner Architektengemeinschaft Scheidt & Kasprusch eine Studie für das Werder entwickelt – Titel: „Ökologisches Wohnen und Arbeiten auf der Weserinsel Hameln.“ Die Berliner schrecken in ihrer Vision auch vor Abrissarbeiten nicht zurück, um das Werder anschließend neu zu bebauen. Hermann Scheidt: „Wir hatten seinerzeit die Möglichkeiten einer Verdichtung auf dem Steinwerder untersucht und dazu einige fiktive Baumassenstudien erarbeitet.“
Unsere Empfehlung: Man nehme sich die Zeit und traue sich, nicht gleich alles zu verdammen, was so gar nicht ins gewohnte Puppenstuben-Idyll Hamelns passen will. Lässt man Visionen wirken, spinnen sich daraus wieder neue, andere Ideen. Hameln braucht solche Anstöße von innen und von außen, damit etwas geschieht. Damit das Werder nicht nur jener Fleck in der Weser bleibt, um das viel Wasser herumfließt und an dem die Hamelner vorbeifahren – sondern vielleicht jener Ort, der Hameln eine „Neue Mitte“ geben kann und die Stadt vielleicht sogar etwas jünger macht, als sie heute ist.
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