HAMELN. Insgesamt 2239 Beiträge formulierten die Hamelnerinnen und Hamelner in der ersten Phase der Bürgerbeteiligung im Rahmen des Projektes „Hameln 2030“. „Damit bin ich hochzufrieden“, sagt Oberbürgermeister Claudio Griese (CDU). Die Bearbeitung der vielen Ideen, der lobenden und der kritischen Stellungnahmen sei aufwendig.
Immerhin wurden die Fragebögen meist handschriftlich ausgefüllt und waren oft nicht leicht zu entziffern. Bei der Übertragung von in türkischer und arabischer Sprache ausgefüllten Blättern hätten zudem die Sprachmittler in der Kaserne geholfen, berichtet der OB.
Die Ergebnisse der fachlichen Auswertung liegen der Stadtverwaltung nun vor. Am häufigsten beschäftigen sich die Beiträge mit der Altstadt. Sie liegt sehr vielen Menschen am Herzen, die sich hier wohlfühlen, die kurzen Wege und das Ambiente der kleinen Straßen genießen. Andere setzen sich dafür ein, dass die Wesermetropole wachsen und großstädtischer werden soll. „Hier haben wir Hamelner also echten Gesprächsbedarf“, sagt Griese. „Der aktuelle Austausch ist eine Chance, von diesen unterschiedlichen Vorstellungen zu erfahren und darüber zu diskutieren“, so der Verwaltungschef. „Wenn wir uns auf einen gemeinsamen Weg einigen können, sparen wir viele Kräfte.“
Am zweithäufigsten wird das Thema Wasser genannt. Diese Stellungnahmen beschäftigen sich mit der Weser, der Hamel, dem Werder und der „Wasserstadt Tündern“. Stolz klingt durch die Vorschläge auf das große, identitätsstiftende Potenzial der Weser, der Seen und Bäche. Und Vorfreude darauf, vielleicht bald – legal – in natürlichen Gewässern schwimmen oder Sport treiben zu können.
Die Zukunftsaussichten Hamelns werden oft mit der Frage verbunden, wie junge Leute in der Stadt gehalten oder in die Stadt gezogen werden können. Im Zentrum steht dabei der Wunsch nach dem Bau einer Universität oder mindestens der Erweiterung der Hochschule Weserbergland. Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums formulieren dazu eine sehr konkrete Idee: „Wir schlagen ein Projekt vor, bei dem Universitäten in Hameln Kooperationsveranstaltungen machen und später auch Zweitstellen in Hameln haben. Dann muss keiner mehr in Großstädten studieren und kann in seiner Heimat bleiben. So gibt es eine Zukunft in Hameln.“
Arbeits- und Ausbildungsplätze, aber auch neue Sportangebote, Kneipen, Kino und Shoppen werden als weitere wichtige Voraussetzung dafür betrachtet, dass junge Leute sich in Hameln niederlassen. Wer „Zara“ in Hameln hat, braucht die benachbarte Großstadt nicht, so die Hoffnung.
Im Bereich Mobilität gibt es wiederunterschiedliche Meinungen: Während ein Hamelner vorschlägt, die zweite Weserbrücke abzubrechen, damit die Wiesen am Ufer ruhiger werden, plädiert ein anderer für den Bau einer dritten Brücke, um den Verkehr zu beschleunigen. Einigkeit besteht dagegen bei der Südumgehung – sie ist auch bei dieser Befragung wieder ein ganz großes Thema. Die Hoffnung auf eine Verkehrsentlastung spricht aus vielen der eingereichten Vorschläge.
Die detaillierte Auswertung der bisher eingegangenen vielen Beiträge wird den Bürger/innen über einen Zwischenbericht zur Verfügung gestellt, der Anfang November erscheint. Er wird in Druckform verteilt und als Download angeboten, kündigt Griese an. In der Broschüre finden sich auch die Projektideen, die aus den Vorschlägen der ersten Phase der Bürgerbeteiligung entwickelt werden sollen. Verwaltungsspezialisten sollen sie im nächsten Schritt „auf ihre Machbarkeit hin“ prüfen.
Griese betont jedoch ausdrücklich: „Wir haben uns auch über ungewöhnlich Ideen wie ‚flüsternde Straßenlaternen‘, die die Rattenfängersage erzählen, oder die Einrichtung eines Lokalfernsehens gefreut. Es sind oft solche Vorschläge, die einen wichtigen Impuls – vielleicht sogar in eine ganz andere Richtung – geben.“
Vorgestellt werden die konkretisierten Projektideen dann bei einer zweitägigen Veranstaltung. Sie findet am 20. und 21. Januar 2017 im Weserbergland-Zentrum statt.