Hameln. Wo soll Hameln bleiben, wie es ist? Wo soll sich die Stadt verändern und wie? Diese und viele andere Fragen standen zur Diskussion am Samstag rund um das Hochzeitshaus. Dort wollte die Stadt beim ersten Bürgerdialog im Rahmen des Projekts „Hameln 2030“ ins Gespräch kommen. Es ging darum, die Stadt zu „checken“ und im Weiteren Ideen zu entwickeln, damit sich die Bürger auch in Zukunft hier wohl fühlen.
Moderator Johann Bouchain brachte zunächst vier Diskutanten miteinander (und mit Einwohnern) ins Gespräch: Neben Oberbürgermeister Claudio Griese (CDU) stellten sich Jürgen Lohmann, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes AdU. Linda Meier, Geschäftsführerin der Sumpfblume und Norbert Raabe, ehemaliger Geschäftsführer des Paritätischen, der Diskussion, während gleichzeitig junge Leute am benachbarten Stand Bürger nach ihrer Meinung befragten.
Die Bestandsanalyse auf dem „Podium“ fiel zunächst besser aus als erwartet. Griese etwa nannte etliche Qualitätsmerkmale, die die Stadt ausmachen, sparte aber zugleich auch nicht mit Kritik. „Hameln soll moderner werden, ist aber zugleich zu zaghaft bei Veränderungen.“ Fragen, wie der Hafen aussehen soll oder was mit verfallenden Gebäuden in der Innenstadt passieren muss, stünden zwar an, aber: „Die Zeit der Prüfaufträge ist vorbei, wir müssen was tun!“ Dafür aber forderte er auch vom Rat Mut ein. Und von den Bürgern ein gewisses Verständnis. Hameln sei schließlich kein Freilichtmuseum.
Arbeitgeber-Chef Lohmann nannte auf seiner Prioritätenliste vor allem die Weser, der man sich verstärkt zuwenden solle, für die Freizeit, aber auch als Einrichtung der Infrastruktur. Und: Industrie, Gewerbe und Handwerk müssten sich entwickeln können, unter anderem auf weiteren Flächen, was die Stadt als Mittelzentrum stärke. Bei zum großen Teil schon vorhandenen Kultur-und Bildungsangeboten würden sich junge Familien dann auch hier wohl fühlen.
Das Mittelzentrum stärken – das gilt auch für den sozialen Bereich. Sagt Raabe, der viele Jahre lang auf diesem Sektor tätig war und natürlich auch um die Schwachstellen weiß. Was er positiv nannte:“Die Menschen kennen sich hier.“ Und es gebe viele Engagierte oder Selbsthilfegruppen, wo Hamelner aufeinandertreffen. Konkret wurde der ehemalige Paritätenchef dann auch: Er forderte mehr Krippenplätze, gerade angesichts der nach Hameln gekommenen Flüchtlingen. Und: „Wir brauchen mehr Beschäftigung für Menschen mit Behinderungen und mehr barrierefreie Wohnungen.“
Linda Meier ist als Geschäftsführerin der Sumpfe nach rund einem Jahr noch fast ein Neuling in der Region, hat aber Hameln bereits als eine „vielfältige kulturelle Stadt“ ausgemacht. Aber: „Die Kultureinrichtungen müssen ihr Publikum auch kennen, müssen sich verändern. Dazu braucht es Mut.“ Den will die Sumpfe übrigens unter Beweis stellen, auch wenn das vorerst nur Ideen sind: Meier möchte ein großes Opan Air-Festival auf dem ehemaligen Briten-Gelände an der Fischbecker Landstraße veranstalten. Und sie möchte verschiedene Kunstschaffende dazu bewegen, sich für einen begrenzten Zeitraum in einem „Künstlerviertel“ in der Nordstadt niederzulassen.
Ideen also sind durchaus vorhanden, auch bei den Bürgern, die an diesem Vormittag die Gelegenheit nutzten, entsprechende Fragebogen vor Ort auszufüllen; sie können aber auch noch bis zum 1. Juli im Rathaus oder in der Sumpfblume abgegeben werden. Im Herbst werden die aus diesem ersten Stadtcheck gewonnenen Erkenntnisse und Entwicklungsperspektiven in einer mehrtägigen Dialogwerkstatt diskutiert und die vorgeschlagenen Projektideen weiterentwickelt. Im kommenden Frühjahr dann sollen die Ergebnisse im Rahmen eines Zukunftsprojekts vorgestellt.
Übrigens: Wer am Samstag keine Zeit hatte, um dabei zu sein, der hat die Chance, das Team von Hameln 2030 diese Woche noch zu treffen: Heute im Bahnhofsgebäude, Mittwoch auf dem Wochenmarkt und Donnerstag in der Stadtgalerie.
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