HAMELN. Nach der ersten Phase des Stadtdialogs „Hameln 2030“, ist am Freitag mit einer „Dialogwerkstatt“ die zweite Bürgerbeteiligungsphase gestartet. Im Weserbergland-Zentrum sollen am Samstag dann 105 Projektideen, die aus 2239 Beiträgen entstanden sind, diskutiert werden.
„Nie war so viel Zukunft wie heute“, ist Architekt Tristan Lannuzel sicher. Er ist Mitbegründer des Hamburger Planungsbüros Urbanista, das den Prozess für die Stadt leitet. Es gehe darum, gemeinsam Aufgaben zu lösen, nicht Probleme zu beseitigen. Die 260 Teilnehmer der Dialogwerkstatt sollten Hamelns Zukunft „durchspielen“ und am Ende „eine neue Erzählung für die Stadt“ entwickeln.
Oberbürgermeister Claudio Griese warf einen kurzen Blick in die Nachkriegsgeschichte der Stadt. Damals getroffene Entscheidungen würden sich bis heute auswirken. So sei zum Beispiel mit der Ringstraße um den Altstadtkern der Zugang zur Weser, seinerzeit ein unangenehm riechender Industriefluss, verbaut worden. Die Dialogwerkstatt sei nun ein „Abenteuer“, auf das er sehr gespannt sei, sagte Griese. Die Teilnehmer müssten vor allem dafür sorgen, dass es auch den Jüngsten in vielen Jahren noch in Hameln gefalle.
Einen ähnlichen Prozess bereits abgeschlossen hat die thüringische Stadt Gotha, die mit 45 000 Einwohnern in einer ähnlichen Liga wie Hameln spielt. Die Leiterin des dortigen Stadtplanungsamtes, Ina Markgraf, erläuterte, wie die Barockstadt zu ihrem Stadtentwicklungskonzept „Gotha 2030+“ kam: In vielen Planwerkstätten, mit Fragebögen und öffentlichen Foren – also ähnlich wie nun in Hameln – sei ein Leitbild entstanden, das eine breite politische und gesellschaftliche Mehrheit fand. Die Bürger sollen auch in den weiterführenden Planungen informiert und gefragt werden.
Die gestrige Veranstaltung kam beim Publikum an: Rita Klose und Gilla Jessica freuten sich darüber, dass die Bürger beteiligt würden. Die Chance, sich einzubringen, müsse man in einer Demokratie auch nutzen, „anstatt hinterher zu meckern“. Natürlich hätten viele Beteiligte auch immer unterschiedliche Ansprüche. Umso wichtiger sei es, alle ins Gespräch zu bringen. Otmar Fössing fand das Beispiel Gotha „sehr interessant“. Er sei erstaunt, was dort in den vergangenen Jahren passiert sei, „allerdings halte ich die Situationen nicht für übertragbar. Mit den Fördergeldern aus dem Aufbau Ost können wir in Hameln nicht rechnen.“ Für „Hameln 2030“ wünscht er sich Lösungen gegen die Überalterung der Stadt.
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