Hameln. „Wir wollen Frieden!“ – um diese Worte auf Deutsch rufen zu können, braucht es kaum Übung für die Menschen aus dem Irak, aus Syrien, Pakistan, Afghanistan, dem Libanon und anderen Staaten, in denen die Gewalt an der Tagesordnung ist. Rund 120 der etwa 650 erwachsenen Bewohner und einige der 300 Kinder verlassen am Donnerstagmittag die Flüchtlingsunterkunft an der Süntelstraße, um ihr Mitgefühl zu zeigen. Mit einem Demonstrationszug in die Innenstadt und einer Kundgebung an der Hochzeitshausterrasse erklären sie sich solidarisch mit den Frauen, denen in der Silvesternacht in Köln massenhaft Gewalt angetan wurde – durch Zuwanderer vor allem aus Afrika. „Es ist nicht zu akzeptieren, was dort geschehen ist“, betont Nawaf Seedo am Mikrofon – und erhält von den Teilnehmern großen Beifall. Der TV-Journalist, der aus dem nordirakischen Sindschar geflohen ist, betont: „Wir, die Jesiden, haben im Irak die gleiche Gewalt erlebt gegenüber unseren Frauen und Kindern.“ Deshalb suchten sie nun Schutz in Deutschland. „Ja, ja Deutschland!“ skandiert die Menge.
Hameln. „Wir wollen Frieden!“ – um diese Worte auf Deutsch rufen zu können, braucht es kaum Übung für die Menschen aus dem Irak, aus Syrien, Pakistan, Afghanistan, dem Libanon und anderen Staaten, in denen die Gewalt an der Tagesordnung ist. Rund 120 der etwa 650 erwachsenen Bewohner und einige der 300 Kinder verlassen am Donnerstagmittag die Flüchtlingsunterkunft an der Süntelstraße, um ihr Mitgefühl zu zeigen. Mit einem Demonstrationszug in die Innenstadt und einer Kundgebung an der Hochzeitshausterrasse erklären sie sich solidarisch mit den Frauen, denen in der Silvesternacht in Köln massenhaft Gewalt angetan wurde – durch Zuwanderer vor allem aus Afrika. „Es ist nicht zu akzeptieren, was dort geschehen ist“, betont Nawaf Seedo am Mikrofon – und erhält von den Teilnehmern großen Beifall. Der TV-Journalist, der aus dem nordirakischen Sindschar geflohen ist, betont: „Wir, die Jesiden, haben im Irak die gleiche Gewalt erlebt gegenüber unseren Frauen und Kindern.“ Deshalb suchten sie nun Schutz in Deutschland. „Ja, ja Deutschland!“ skandiert die Menge.
„Wir wollen den Deutschen zeigen, dass wir friedliche Menschen sind“, erklärt Seedo, der die Kundgebung mitorganisiert hat. Als sie von den Übergriffen in Köln erfuhren, „hat uns das sehr weh getan“, schildert der Kurde. So sei der Gedanke entstanden, sich öffentlich zu äußern und von den Tätern zu distanzieren. Wilfried Binder, Leiter der Flüchtlingseinrichtung, bestätigt, die Initiative zu der Kundgebung sei allein von den Bewohnern ausgegangen. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda sei für die Teilnahme geworben worden. „Die Flüchtlinge nehmen am politischen Weltgeschehen großen Anteil“, weiß Binder.
Es geht lebhaft zu auf der Hochzeitshausterrasse. Aus den verschiedenen Herkunftländern und mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund drängen Redner ans Mikrofon, um ihre Abscheu zur Gewalt, ihre Solidarität mit den Opfern in Köln, Istanbul und Paris und ihre Dankbarkeit gegenüber den Deutschen zu versichern. „Wir sind alle Geschwister“, sagt die Irakerin Bushra Khalil (18), „wir wollen nicht, dass so etwas wie in Köln passiert.“ Ilias Ismail aus Syrien, erst 12 Jahre alt und mit der Familie seit zwei Monaten in Hameln, sagt auf Französisch: „Wir fühlen mit den Menschen in Köln. Danke für alles an Deutschland.“ Andere Redner bekräftigen: „Frauen müssen geschützt werden.“ Es gebe keine Akzeptanz von Gewalt. Die deutschen Gesetze seien zu respektieren, die Täter zu bestrafen. Passanten bleiben stehen, hören den vielsprachigen und dann ins Deutsche übersetzten Erklärungen zu. Margret und Hans Begemann aus Hessisch Oldendorf meinen, die Flüchtlinge in Hameln müssten sich nicht wegen der Kölner Vorgänge entschuldigen – „aber die jeweiligen Gruppen sollten sich öffentlich hinter unsere Werte stellen.“ Landrat Tjark Bartels, dem die Flüchtlinge ihre Solidaritätsbotschaft übergeben, äußert seinen „großen Respekt“ dafür, dass diese Menschen „so entschieden gegen die Übergriffe eintreten“. Die Deutschen hätten sich Freiheitsrechte wie die sexuelle Selbstbestimmung oder zur Religionsausübung erkämpft – „das verteidigen wir!“ Wer in Deutschland pöbele, gehöre nicht zu den Freunden der Freiheit – anders als diese Zuwanderer. „Ich hoffe, dass in Ihrer Heimat bald Frieden einkehrt“, wünscht Bartels. Der große Applaus nach der Übersetzung kommt von Herzen.
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