Hameln. Alles wieder auf Anfang? Nicht ganz. Der Sieger des Architektenwettbewerbs für den Neubau der Sporthalle Nord, das Nürnberger Büro „raum3 Architekten“, hat einen Rückzieher gemacht (wir berichteten). Nun geraten die beiden Drittplatzierten unerwartet in den Fokus. Einen zweiten Platz hatte die Jury bei der Prämierung der Entwürfe – gewissermaßen, um Abstand zum Sieger zu wahren – gar nicht vergeben. Mit den zwei Dritten will die Stadt jetzt Gespräche führen. Um diese Architekten und Entwürfe wird es gehen:
Baufrösche, Kassel: Eins haben alle im Wettbewerb ausgezeichneten Arbeiten gemeinsam: Sie alle sehen vor, die Sporthalle tiefer zu legen – um etwa vier Meter in den Boden. So also auch der Entwurf aus Kassel. Die „Baufrösche“ geben sich – ihrem Namen gemäß – naturnah. Eine von ihnen konzipierte Passivhaus-Wohnanlage in Heidelberg wird beispielsweise gerade gebaut, eine Passivhaus-Kita in Frankfurt ist in Bearbeitung. Auch der Entwurf für die neue Halle Nord beeindruckte die Jury mit guten Energiewerten. Das Gebäude wendet dem Sportplatz einen konventionellen flachen Giebel zu. Auffällig ist das extensiv – also nicht pflegeintensiv – begrünte Dach. Holz, Glas, Klinker bestimmen die Optik ansonsten. Die Halle ist – wie in den vergangenen Monaten aus der Hamelner Politik gefordert – mit Passivhaus-Elementen ausgestattet.
Zudem denken die Göttinger bereits an das mögliche Ende der noch gar nicht gebauten Sporthalle: Die Baufrösche haben viel Wert auf die Recyclingfähigkeit der verwendeten Materialien gelegt.
Schuster Architekten, Düsseldorf: Für das renommierte Büro in der NRW-Landeshauptstadt ist die Halle Nord im Grunde ein kleiner Fisch: In Salzburg beispielsweise entwarf Schuster Architekten das Fußballstadion des österreichischen Topteams FC Red Bull Salzburg. Mehr als 30 000 Zuschauer passen in die EM-Arena von 2008. Die neue Hamelner Sportstätte fällt da so einige Nummern kleiner aus: nur 199 Zuschauerplätze, dafür gleich drei Spielfelder und ein Dach oben drüber. Letzteres versehen die Düsseldorfer Planer mit sechs großen gaubenartigen Oberlichtern zur Sportplatzseite. Die gegenüberliegende Seite ist – ebenerdig – auf der ganzen Länge mit großen quadratischen Fenstern samt Sonnenschutz versehen.
Spannend ist nun nicht nur die Frage, welcher Entwurf letztlich zum Zuge kommt. Erneut aufflammen könnte zudem eine politische Debatte der vergangenen Monate: Diskussionen über Passivhaus-Standards und Photovoltaik könnten am Ende nicht so schnell vom Tisch sein wie nun der Siegerentwurf aus Nürnberg.
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